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Hilft Louis DeJoy dem Präsidenten, die Wahl zu sabotieren?
Foto: AP / Kim Walker

Plötzlich ist wieder viel die Rede von der guten alten Post. Als Sinnbild für nationale Infrastruktur, ja für weltumspannende Kommunikation schlechthin, schien sie eigentlich längst ausgedient zu haben. Das ¬Coronavirus aber holt sie zurück in die staatstragende Verantwortung – und zwar überall dort, wo die Briefwahl den sprichwörtlichen Urnengang ersetzen soll, um das Ansteckungsrisiko in Wahllokalen und Warteschlangen zu minimieren.

Dass hier leicht ein Biotop für parteipolitisches Hickhack entsteht, zeigt der Konflikt um Louis DeJoy, den neuen Postchef der USA. Erst seit Mitte Juni im Amt, steht der ¬63-Jährige bereits massiv in der Kritik. Streichung von Überstunden, Abbau von Sortiermaschinen, ein Wechsel in der Führungsstruktur: Dies alles sei gewiss nicht dazu angetan, bei der Präsidentschaftswahl im November einen raschen und reibungslosen Transport der Briefwahlstimmen zu garantieren.

Der Verdacht, dass der Postbetrieb hier absichtlich sabotiert werde, kommt vor allem aus der Ecke der oppositionellen Demokraten. Immerhin ist Louis DeJoy als großzügiger Spender und Spendeneintreiber für den amtierenden US-Präsidenten Donald Trump bekannt. Dieser wiederum, so mutmaßen seine Gegner, könnte Verzögerungen und Unklarheiten rund um die Briefwahl als Vorwand nutzen, um eine drohende Niederlage nicht anzuerkennen.

DeJoy selbst sieht das freilich anders. Er wolle das United States Postal Service (USPS) bloß finanziell stabilisieren, sagt er und zeigt sich so als der entschlossene Macher, als der er sich bereits in der Privatwirtschaft einen Namen gemacht hat.

Der Sohn eines Lastwagenfahrers wollte zunächst Buchprüfer werden, widmete sich dann aber dem kleinen Transportunternehmen seines Vaters und machte daraus eine Logistikfirma mit fast 7000 Angestellten. Seine Zeit als Geschäftsmann war auch begleitet von Kritik an Arbeitsbedingungen und am laxen Umgang mit Vorwürfen sexueller Belästigung gegen einen führenden Manager.

DeJoy ist mit Aldona Wos verheiratet, einer ehemaligen Ärztin, die während der Präsidentschaft von George W. Bush Botschafterin in Estland war. Seine Business-Erfolge qualifizieren den Vater zweier Kinder in den Augen von Kritikern nicht für sein neues Amt: Aufgabe der Post sei es nicht, Gewinne zu erzielen, sondern eine öffentliche Dienstleistung zu erbringen – und das seit Benjamin Franklin, dem allerersten Post-General der USA. (Gerald Schubert, 17.8.2020)