Die Firmenzentrale von Frequentis in Wien-Favoriten: Die Geschäftsverbindung mit der Commerzialbank Mattersburg hat das Unternehmen viel Geld gekostet.

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Wien – Die Wiener Technologiefirma Frequentis, Weltmarktführer bei Flugsicherungssystemen, strotzt vor Aufträgen, ist aber durch die Geschäftsverbindung mit der Commerzialbank stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Insgesamt verlor Frequentis mit der Mattersburger Skandalbank fast 31 Millionen Euro an Einlagen, wovon sich samt Steuereffekt 23,2 Millionen Euro in der Bilanz niederschlugen. Dadurch weitete sich der Verlust im ersten Halbjahr 2020 von 2,4 auf 23,4 Millionen Euro aus. Operativ hielt man den Umsatz und baute den Auftragsstand aus.

Der Umsatz im Halbjahr blieb mit 132,3 (1. Halbjahr 2019: 132,4) Millionen Euro unverändert, das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) stieg auf 6,0 (2,4) Millionen Euro, und die Ebitda-Marge des seit Mai 2019 an den Börsen in Frankfurt und Wien notierten Unternehmens verbesserte sich auf 4,5 (1,8) Prozent.

Geschäftsverbindung seit den 1990er-Jahren

Bei der Mattesburger Bank, mit der Frequentis seit den 1990er-Jahren in Geschäftsverbindung steht, wurden bekanntlich jahrelang Bilanzen gefälscht. Seit Juli ist die Bank behördlich gesperrt, die meisten höheren Einlagen sind überwiegend verloren, nur bis zu 100.000 Euro deckt im Regelfall die Einlagensicherung ab. Auch andere Unternehmen hatten Geld in Höhe von jeweils rund 30 Millionen Euro verloren. Der Gesamtschaden durch die Commerzialbank dürfte jedenfalls bei mehr als einer halben Milliarde Euro liegen.

Die Einlagen-Wertminderung durch die Commerzialbank-Insolvenz habe keine Auswirkungen auf Kunden, Lieferanten, laufende Projekte, Mitarbeiter oder M&A-Aktivitäten – das operative Geschäft geht in gewohntem Umfang weiter, betonte Frequentis bei Vorlage der Halbjahreszahlen am Dienstag. Aufgrund der Wertminderung wird aber von einem negativen Konzernergebnis auch für das Gesamtjahr 2020 ausgegangen, heißt es im Ausblick.

Betriebsergebnis leicht negativ

Das Betriebsergebnis (Ebit) sei – entsprechend dem üblichen unterjährigen Geschäftsverlauf – auch heuer mit -1,0 (-3,9) Millionen Euro weiter negativ. Im Gesamtjahr 2019 war das Ebit mit 17,2 Millionen Euro positiv gewesen, unterm Strich standen 12,5 Millionen Nettogewinn. Frequentis notiert seit Mai 2019 an den Börsen Frankfurt und Wien.

Ohne die Auswirkungen der Wertminderung der – verlorenen – Frequentis-Einlagen von 30,9 Millionen Euro bei der burgenländischen Commerzialbank Mattersburg hätte das Konzernergebnis im ersten Halbjahr minus 0,2 Millionen Euro betragen. Von den 30,9 Millionen Euro entfielen unter anderem zehn Millionen auf langfristige Termingelder, acht Millionen Euro auf kurzfristige Termingelder und 12,7 Millionen Euro auf täglich fällige Bankguthaben. In der Causa habe man ein Anwaltsteam engagiert, das alle rechtlichen Möglichkeiten prüfe. Es gehe um eine mögliche Geltendmachung und Verfolgung potenzieller Ansprüche gegen involvierte Rechtsträger, Organisationen und Personen. Zudem wurden entsprechende Forderungen im Commerzialbank-Konkursverfahren geltend gemacht.

Behörden und staatliche Betriebe als Kunden

Die Kunden von Frequentis sind ausschließlich Behörden und staatliche Betriebe. Hierzulande unter anderem die ÖBB, in Deutschland die Bundeswehr, das Militär in Kolumbien, die Bahn in Australien, die Küstenwache in Grönland, die Nasa sowie unzählige Polizeibehörden, Rettungsorganisationen und Feuerwehren. (APA, red, 18.8.2020)