Dass Hunde eine feine Nase haben, wird schon seit langer Zeit vom Menschen genutzt: So bewährt sich der beste Freund des Menschen bei der Suche nach vermissten Personen, Drogen oder Sprengstoff. In den letzten Jahren wird sein empfindlicher Geruchssinn zunehmend auch bei Naturschutzaufgaben eingesetzt: So suchen eigens ausgebildete Hunde nach seltenen Tierarten, Kadavern von wissenschaftlichem Interesse und sogar Forstschädlingen. Ein eingespieltes Team von Hund und Mensch kann bei entsprechendem Training praktisch alles finden, was einen Geruch verströmt.

Diese Hündin hört auf den Namen Watson – ihre Spürnase steht jener des Assistenten von Sherlock Holmes um nichts nach. Sie und ihresgleichen werden auf das Aufspüren von Arten trainiert.
Foto: Naturschutzhunde

Schon in den vergangenen dreißig Jahren kommen in der Wildtierforschung und -dokumentation zunehmend auch Spürhunde zum Einsatz. So halfen die Vierbeiner beim Auffinden des in der Steiermark vom Aussterben bedrohten Juchtenkäfers: Rund 5700 Bäume wurden auf das Vorhandensein der seltenen Art kontrolliert – bei 92 davon wurde man fündig, unter anderem dank der empfindlichen Nasen der "Osmo-Dogs" (vom lateinischen Namen des Juchtenkäfers, Osmodermaeremita) Iuma und Mokka, die auf den Geruch der Larven und des Käferkots trainiert sind. Auch Borkenkäfer können Hunde aufspüren: Ein ausgebildeter Hund kann schon minimale Mengen der Pheromone wahrnehmen, die die baumschädigenden Insekten aussenden.

Dass die Vierbeiner auch bei der Erforschung deutlich größerer Arten wie Wildkatze oder Luchs erfolgreich eingesetzt werden, wundert unter diesen Umständen niemanden.

Wichtiges Zusammenspiel

Entscheidend für die Effektivität des Tiers ist in erster Linie das Zusammenspiel mit dem Menschen. "Das Wichtigste ist, dass ich die Motivation meines Hundes erhalte", erklärt Bea Maas vom Salzburger Verein Naturschutzhunde, der entsprechende Ausbildungen anbietet. Zu diesem Zweck hat sie ein ausgeklügeltes Belohnungssystem entwickelt, je nachdem, wie schwierig bzw. frustrierend die aktuelle Aufgabe sich gestaltet. Wenn etwa ein Hase den Weg ihrer Hündin Watson bei der Arbeit kreuzt, diese sich aber nicht ablenken lässt, erhält sie ein begehrteres Leckerli als in weniger herausfordernden Situationen.

"Sie hat gelernt, dass ihre Leistung gebührend belohnt wird", weiß Maas und: "Diese Erwartungshaltung des Hundes darf man nicht enttäuschen – dann sind sehr hohe Leistungen möglich." Die schönste Belohnung ist nicht essbar: Es handelt sich um einen Ball, mit dem Watson eine Weile ausgiebig spielt, wenn der Einsatz erfolgreich abgeschlossen ist – oder auch, wenn er sich vorübergehend allzu frustrierend gestaltet.

Ursprünglich war Watson auf Mantrailing spezialisiert, also auf das Auffinden von – hauptsächlich vermissten – Personen. Seit einiger Zeit sind sie und Maas aber vor allem im Naturschutz tätig, und zwar bei der Suche nach den Kadavern von Tieren, die einen folgenschweren Aufprall auf einem der Windräder hatten. Diese erzeugen zwar emissionsfrei Energie, stellen aber eine Gefahr für Vögel und Fledermäuse dar, die von den Rotoren erfasst werden; sie erreichen nämlich Spitzendrehgeschwindigkeiten von bis zu 300 Kilometern pro Stunde.

Umwelteinflüsse

Wie hoch die Opferzahlen tatsächlich sind, ist bisher kaum untersucht. Gewöhnlich beschränkt sich das Wissen darüber auf Zufallsfunde größerer Kadaver, wie etwa vom Seeadler oder vom Storch. Hunde können hier deutlich mehr: Bei einer Studie in Kalifornien wurden die toten Körper von Kleinvögeln und Fledermäusen auf dem Gelände zweier Windparks verteilt; auf dem einen wurden Hund-Mensch-Teams losgeschickt, um sie zu suchen, auf dem anderen Personen ohne Hund.

Die Menschen allein fanden sechs Prozent der Fledermäuse und dreißig Prozent der Vögel, während die Hunde immerhin 96 Prozent der Fledermäuse und 90 Prozent der Kleinvögel aufstöberten.

Kadaver-Suche

Im Rahmen einer in Publikation befindlichen Studie mit Kadaver-Spürhunden in Österreich wurde erhoben, welche Rolle verschiedene Umwelteinflüsse bei der Arbeit der Tiere spielen. Dafür suchten zwei gleichwertige Hund-Mensch-Teams einen Tag lang die Umgebung von je zehn Windkraftanlagen nach ausgelegten Kadavern von Fledermäusen und Vögeln ab.

Dabei ergab sich weder ein Einfluss der Außentemperatur noch der Vegetationshöhe, wohl aber eine auch aus der menschlichen Arbeitswelt bekannte Erkenntnis: Je schneller ein Hund arbeitet, also eine Fläche absucht, desto weniger findet er schließlich. "Die Arbeitsgeschwindigkeit liegt natürlich beim Hundeführer", erklärt der Biologe und Hundetrainer Leopold Slotta-Bachmayr, "man braucht Gespür für die optimale Geschwindigkeit des Hundes."

Luftbewegungen gemessen

Eine im heurigen Frühjahr begonnene Studie des Fachbereichs für Organismische Biologie der Universität Salzburg, an der auch Slotta-Bachmayr beteiligt ist, befasst sich mit Borkenkäfer-Spürhunden. "Laut einer bayerischen Untersuchung können die Hunde die Käfer nur bis zu einer Stammhöhe von zwei Metern riechen", führt Slotta-Bachmayr aus, "wir gehen aber davon aus, dass das von den Witterungsverhältnissen abhängt." Konkret geht es darum, dass am Stamm abwärts laufende Luftströmungen auch Käfer in größerer Höhe für die Hundenasen erreichbar machen könnten.

Deshalb haben die Forscher bisher die Luftbewegungen an Bäumen bei unterschiedlichen Witterungsverhältnissen gemessen. Im Herbst sollen die Hunde hinzugezogen werden: Dann werden Geruchsproben in vier Metern Höhe angebracht und erhoben, ob und wie schnell die Tiere sie erschnüffeln. In einem Vor-Experiment hat sich eine Parallele zum Menschen ergeben: "Es gibt deutliche individuelle Unterschiede", erklärt Slotta-Bachmayr.

Im Zuge von Studien in Deutschland, Finnland, Frankreich und Großbritannien haben Hunde übrigens gelernt, Urinproben von Sars-CoV-2-Infizierten von denen gesunder Personen zu unterscheiden. Die Zuverlässigkeit der tierischen Tester liegt dabei nur knapp unter der eines gängigen Corona-Tests. (Susanne Strnadl, 21. 8. 2020)