"Geben Sie Ihrem Geld eine sichere Zukunft." Prominent prangt dieser Slogan auf dem jüngsten Geschäftsbericht der Wiener Autobank. Dieser bezieht sich noch auf das Geschäftsjahr 2018, stammt also aus besseren Zeiten des auf Auto- und Leasingfinanzierungen spezialisierten Geldhauses. Jedoch wurde darin bereits ein Jahresverlust von 1,37 Millionen Euro ausgewiesen. Eine Bilanz für 2019 liegt bisher noch nicht vor – allerdings kündigte die Autobank bereits im Juli wegen hoher Abschreibungen einen Abgang von etwa 9,7 Millionen Euro an. Einen Ausblick auf das Corona-Jahr 2020 wagte das Management nicht.

Nach Belieben schalten und walten kann der Vorstand der Autobank nun nicht mehr – eine von der FMA bestellte Aufpasserin wacht über den Sanierungskurs des angeschlagenen Geldhauses.
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Gut einen Monat später zog die Finanzmarktaufsicht FMA die Reißleine und beordert mit sofortiger Wirkung eine Aufpasserin, die Wirtschaftsprüferin Dorotea Rebmann, ins Haus, wie die Behörde am Mittwoch bekanntgab. Rebmann soll den Bankchefs bei der Sanierung des Geldhauses mit etwa 330 Millionen Euro Bilanzsumme und rund 30 Mitarbeitern auf die Finger schauen, laufend über den Geschäftsgang der Bank berichten und gegebenenfalls Widerspruch gegen Entscheidungen des dreiköpfigen Vorstands einlegen.

Interessenskonflikte

Der Aufsicht zufolge handelt es sich um eine Frühinterventionsmaßnahme laut Bankensanierungsgesetz, welche es ermöglichen soll, möglichen Verstößen gegen aufsichtsrechtliche Bestimmungen möglichst früh entgegenzuwirken. Worum es sich bei den Vorstößen handelt, ließ die FMA offen. Man gebe zu laufenden Verfahren keine Stellungnahme ab, hieß es auf Anfrage. Einem Bericht des Magazins Trend zufolge handelt es sich dabei um notleidende Kredite mit nicht marktüblichen Konditionen, bei denen es personelle Überschneidungen zwischen Organen der Autobank und den Kreditnehmern gegeben habe. Zu der kolportierten Abberufung des Vorstands der Autobank soll es vorerst jedoch nicht kommen.

Zur Vorgeschichte: Im März 2019 versuchte die Autobank, mit einem Strategieschwenk das Steuer herumzureißen. Anstatt der Geschäftsbereiche Kreditfinanzierungen für Konsumenten sowie Autohändler wollte sich die Wiener Bank sukzessive auf die Refinanzierung von Leasinggesellschaften konzentrieren. Offenbar trägt der Strategiewechsel der Bank bisher aber nicht die erhofften Früchte. Zunächst hatte im Vorjahr die Autoabsatzkrise den Geschäftsgang beeinträchtigt, nun kommt wegen der Corona-Pandemie eine generelle Wirtschaftskrise dazu.

Kapitalbedarf

Dem Vernehmen nach benötigt die Autobank auch frisches Kapital. Eine Anfrage nach der Höhe des Kapitalbedarfs blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet, ebenso die Frage nach dem aktuellen Stand der Kundeneinlagen der Bank. Im Geschäftsbericht 2018 wurde die Summe von fast 360 Millionen Euro genannt, inzwischen dürfte die Höhe der Einlagen aber deutlich abgenommen haben.

Die Autobank war in den 1970er-Jahren von der einstigen Tarbuk Autogruppe als Autohandels- und Leasing-Bank gegründet worden. Als Direktbank verfügt sie heute über keine eignen Filialen, sie ist vor allem in Österreich und Deutschland tätig. Nach mehreren Eigentümerwechseln befinden sich laut Firmenbuch 52 Prozent der Anteile der in München, Stuttgart und Wien börsennotierten Autobank in Streubesitz. Der Rest steht im Eigentum von vier in Deutschland ansässigen Holdinggesellschaften.

Kurseinbruch

Für Aktionäre war die Autobank bereits in den vergangenen Jahren nicht gerade ertragreich. In knapp einer Dekade sank der Aktienkurs in Stuttgart um etwa 93 Prozent auf derzeit 0,178 Euro. An der Börse wird das Unternehmen nach dieser Talfahrt noch mit etwas mehr als drei Millionen Euro bewertet. (Alexander Hahn, 19.8.2020)