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Die Nase scheint eine nicht unwesentliche Rolle bei Coronainfektionen zu spielen.
Foto: AP Photo/Rick Bowmer

Befragungen von Erkrankten haben Mediziner auf ein mutmaßliches Symptom von Covid-19 gebracht, an das zu Beginn der Pandemie noch niemand gedacht hatte: ein plötzlicher Verlust des Geschmacks- und vor allem des Geruchssinns. Mittlerweile wird das als verbreitetes Symptom betrachtet – und es unterscheidet Covid-19 von anderen Atemwegsinfektionen, die ein ansonsten ähnliches Krankheitsbild auslösen.

Neue Studie

Experten von der Johns Hopkins University School of Medicine aus Baltimore berichten nun im "European Respiratory Journal", dass sie die Ursache für den Verlust der Geruchswahrnehmung gefunden haben könnten. Und möglicherweise könnten ihre Forschungsergebnisse sogar zu einem neuen Ansatz für die Behandlung der Infizierten führen.

Vorbeugend ist anzumerken, dass die Studie auf einem kleinen Sample beruht. Das Team um Andrew Lane hatte für seine Studie Gewebeproben von 23 Patienten untersucht, die bei Nasen-Operationen entfernt worden war. Die nicht mit dem Coronavirus infizierten Patienten waren zum Beispiel wegen Tumoren oder chronischen Nasennebenhöhlenentzündungen operiert worden.

Die Forscher konnten in den Proben extrem viele Rezeptoren für das Coronavirus (ACE-2-Enzym) nachweisen – und zwar genau in dem Areal der Nase, das für das Riechen verantwortlich ist. Das Enzym bildet gewissermaßen die Eintrittspforte für SARS--CoV-2 in Zellen.

Vorsichtige Interpretation

Der nicht an den Forschungen beteiligte Mediziner Tobias Welte von der Klinik für Pneumologie der Medizinischen Hochschule Hannover sprach von einer "klugen Studie", die sowohl den Verlust des Geruchssinns bei vielen Infizierten erklären als auch neue Behandlungsmöglichkeiten ermöglichen könnte.

Die Ergebnisse müssten aber erst noch durch weitere Untersuchungen bestätigt werden, schränkt Lane ein. Erweist sich tatsächlich ein Zusammenhang, könnte das in weiterer Folge noch praxisrelevant werden: "Wenn das der Fall ist, dann könnten wir in der Lage sein, die Infektion mit antiviralen Therapien zu bekämpfen, die direkt in die Nase gegeben werden." (red, APA, 19. 8. 2020)