Der mutmaßliche Anschlag auf der Berliner Stadtautobahn war nach Einschätzung der Behörden wohl islamistisch motiviert.

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"Er hat Jagd gemacht – auf Motorradfahrer vorwiegend." Mit diesen Worten beschrieb am Mittwoch Martin Steltner, der Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft, jene verstörenden Szenen, die sich am Abend zuvor auf der Stadtautobahn A 100 in der deutschen Hauptstadt abgespielt haben.

Ein 30-jähriger Iraker war mit einem Opel in Charlottenburg auf die Autobahn aufgefahren, hatte dort absichtlich mehrere Autos und Motorräder gerammt, bis er schließlich auf Höhe Alboinstraße im Süden gestoppt werden konnte. Sechs Menschen wurden verletzt, drei davon schwer.

Ermittler gehen von einem "religiös-islamistischen Hintergrund" aus. Dies würden Aussagen des Verdächtigen nach der Tat nahelegen. So habe er "Allahu Akbar" gerufen.

Psychische Labilität

Hinweise, dass der Mann, der mit einer Duldung in Deutschland lebt, einer terroristischen Vereinigung angehört, gibt es laut Steltner nicht. Zudem sehe man Anzeichen für eine "psychische Labilität des Mannes".

Als ihn die Polizei stellte, hat er eine alte Munitionskiste auf sein Autodach gestellt und behauptet, es handle sich um einen gefährlichen Gegenstand. Tatsächlich war in der Kiste aber nur altes Werkzeug.

Der Tatverdächtige, Sarmad A., hat am Tag vor dem Geschehen jenen Opel, mit dem er auf die Autobahn fuhr, auf Facebook gezeigt. Darunter schrieb er: "Am Freitag gehen wir nach Palästina. Gott ist groß, und Gott überzeugt alle. Und ich sage Märtyrer."

Über den Mann hatte es zunächst geheißen, er sei nicht polizeibekannt. Dies stellte sich später als falsch heraus. Er war laut Informationen von "Bild" und "Focus" seit 2018 wegen mehrerer Körperverletzungen erfasst gewesen. Er soll aber laut "Spiegel" auch Kontakt zu einem Mann gehabt haben, der als islamistischer Gefährder eingestuft war und dem Spektrum der Terrormiliz "Islamischer Staat" zugeordnet wird. Er wurde in die geschlossene Psychiatrie eingewiesen. (Birgit Baumann aus Berlin, 20.8.2020)