Die Romy erhielt Elfriede Ott einst für ihr Lebenswerk.

Foto: Foto: aurena.at/Bermatl

Lippenstifte, Make-up, eine Rothaarperücke und anderer Krimskrams werden ebenso versteigert wie angebrochene Putzmittel.


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Die Räumung der Wohnung eines verstorbenen Menschen ist oftmals der ultimativ letzte Akt, bei dem die mobilen Reste eines Lebens entsorgt werden. So auch bei der Schauspielerin Elfriede Ott, die am 12. Juni des vergangenen Jahres, am Tag nach ihrem 94. Geburtstag, verstarb.

Die Entrümpelung ihres Domizils in der Wiener Innenstadt, wo sie an der Ecke Kohlmarkt und Michaelerplatz mit Blick auf die Hofburg aufwuchs und bis zuletzt wohnhaft war, fand allerdings nicht diskret hinter den Kulissen statt, sondern wird im Auftrag ihres Adoptivsohns Goran David Ott jetzt in aller Öffentlichkeit zelebriert: im Zuge einer Online-Auktion beim Portal Aurena, das sich auf Insolvenz-, Betriebs- und Industrieversteigerungen spezialisiert hat.

335 Stücke

Seit Donnerstag können Interessierte online unter den 335 Posten sondieren und erste Gebote abgeben. Jene, die Wert auf eine Besichtigung legen, sind am Freitag zwischen 14 und 16 Uhr unter der Adresse Kohlmarkt 11, Tür 12 A willkommen. Die authentische Ott-Aura darf man gratis schnuppern.

Die Zuschläge werden dann am Sonntag erteilt. Zum Höchstgebot kommt eine Gebühr von 22 Prozent. Die Kaufpreise sind ausschließlich in bar bei der Abholung kommenden Dienstag zwischen 7.00 und 10.30 Uhr zu entrichten.

Beworben wird der virtuelle Kehraus mit Objekten, die für Promi-Nachlässe durchaus typisch sind: Im Falle der beliebten Volksschauspielerin sind es Objekte, die ihr Bühnenleben dokumentieren, diverse Medaillen und Ehrenpreise. Sogar die Platin-Romy, die Ott im Jahr 2002 für ihr Lebenswerk erhalten hat, ist im Sortiment. Stand Donnerstagmittag hält diese bei 37 Geboten und 2000 Euro. Das Outfit, das Ott an dem Abend der Verleihung trug, schwächelt bei zehn Euro für die schwarze Stretchhose, der Glitzermantel liegt bei 30 Euro.

Gemälde und Aquarelle

Im Angebot finden sich weiters zahlreiche Gemälde und Aquarelle, die Ott im Laufe ihres Lebens schuf, weiters Bücher, die sie einst las. Auch Schminkzeug, das man fein säuberlich zwischen "Evis" Rothaarperücke sowie Fotos von Ehemann Hans Weigel und Chihuahua Pipsi auf einen Schminktisch reihte, wartet auf Käufer. Krimskrams-Fanatiker werden hier angesichts zahlreicher Viecherln, Engerln und Vasen ebenso fündig werden wie eingefleischte Ott-Fans, auf die diverse Plakate und Fotoaufnahmen warten.

Der eine oder andere Antiquitätenhändler könnte sich für die Möbel interessieren, für den Plastiksessel aus dem Badezimmer wohl eher nicht, Weigels Schreibtischsessel aber gewiss. Für den Gasherd, die Abwasch, die Waschmaschine, diverse Küchengeräte, Geschirrteile und, ja, vielleicht auch für das Bügelbrett wird es Abnehmer geben.

Putzmittel und Alkohol

Dass sogar Reinigungsmittel, Reste der Hausbar, halbvolle Parfumflaschen oder der Inhalt diverser Küchenschubladen angeboten werden, erstaunt dann doch. Bei Räumungsfirmen fällt das tatsächlich in die Kategorie Restmüll. Spätestens bei intimeren Utensilien wie Krücken, Rollstuhl oder Seniorenfahrzeug stellt sich die Frage, ob man einiges nicht besser anonym verscherbelt hätte.

Da wirkt das Liebäugeln mit dem Promifaktor schon geschmacklos. Selbst wenn Teile des Erlöses einer Wohltätigkeitsorganisation zugutekommen sollen.

Goran David Ott war für den STANDARD bis Redaktionsschluss nicht erreichbar. Im ORF-Interview hatte er die sukzessive Räumung jedoch als "bewegenden Prozess" beschrieben.

Dem Theatermuseum habe er einiges übergeben, Bekleidung dem Künstlerheim in Baden überlassen und vieles an Freunde verschenkt. Was seine Mutter zu dem final anstehenden Räumungstheater gesagt hätte? "Das ist in Ordnung, das soll weiterleben, verkaufts das." Ob sie damit auch halbvolle Putzmittelflaschen meinte, wird man wohl nie erfahren. (Olga Kronsteiner, 21.8.2020)