AK-Präsident Josef Pesserl mutmaßt, die ATB-Insolvenz sei "von langer Hand" geplant gewesen.

Foro: Plankenauer

Die Hoffnung der 400 Mitarbeiter des insolventen E-Motorenbauers ATB in Spielberg, das Leobner Konkursgericht möge einen Verkauf der Maschinen nicht zustimmen und neuen Investoren eine Chance geben, hat sich vorerst zerschlagen.

Der Konkursrichter hat nun der im Besitz der chinesischen Wolong-Gruppe stehenden ATB AG den Zuschlag für den Maschinenpark der ATB-Tochter in Spielberg erteilt. Das bedeutet, dass die Maschinen, wie von der Gruppe geplant, konzernintern verschoben und in die polnische Tochter Tamel und ins serbische Werk ausgelagert werden können. Das Gericht folgte damit dem Wunsch der Mehrheit der Gläubiger, die 30-Prozent-Quote anzunehmen.

"Die Produktion in Spielberg wird daher, wie angekündigt, eingestellt, und die betreffenden Produktionsmittel werden innerhalb der ATB-Gruppe aufgeteilt und verlagert", präzisierte ATB in einer Aussendung. Der ATB-Gruppe sei bewusst, dass die "intern wie extern geschürten Hoffnungen, die der Belegschaft in den vergangenen Tagen gemacht wurden, nun zerschlagen sind". Kaufangebote diverser Interessenten seien betriebswirtschaftlich "nicht annähernd sinnvoll und umsetzbar gewesen".

Die Belegschaft will den Gerichtsentscheid aber nicht hinnehmen. Die Arbeitnehmervertretung der Arbeiterkammer wird gegen den Gerichtsbeschluss Rekurs einlegen und das Oberlandesgericht damit beschäftigen. "Wir werden die Entscheidung bekämpfen", sagte der steirische AK-Präsident Josef Pesserl. "Der Eigentümer hat das offenbar von langer Hand geplant und strategisch durchgestylt", kritisierte Pesserl. ATB-Arbeiterbetriebsratschef Michael Leitner ergänzte: "Da wurde schon seit Jahren darauf hingearbeitet. Wir wurden belogen und betrogen."

Berufung könnte zu spät kommen

Die Berufung könnte aber zu spät kommen. Denn noch ist nicht geklärt, ob der Rekurs eine aufschiebende Wirkung hat. Auch das wird von der AK jetzt beantragt.

Wenn der Beschluss des Leobener Erstrichters von Wolong sofort umgesetzt wird, könnten die Maschinen in Kürze in die Tochterunternehmen abtransportiert werden. "Das darf aber nicht sein. Denn wenn die Maschinen in Polen sind, wäre das Einspruchsrecht ad absurdum geführt, und dann braucht das Oberlandesgericht erst gar nicht mehr entscheiden", sagt der Leiter der Abteilung Insolvenz in der steirischen AK, Bruno Sundl, im Gespräch mit dem STANDARD.

Das "Affentempo", mit dem der chinesische Eigentümer dieses Sanierungsverfahren durchgepeitscht habe, sei "schon verwunderlich", sagt Sundl. Zumal es gar keine Sanierung sei, da das Werk ja "zerschlagen wird".

Was den AK-Experten nachdenklich stimmt: "Wir haben gesehen, dass die Auftragsbücher übervoll sind und die Produktpreise vom Konzern seit zehn Jahren nicht erhöht, sondern niedrig gehalten wurden. Daher war es auch nicht möglich, einen Gewinn zu erzielen." (Walter Müller, 21.8.2020)