Wien weitet sein Testangebot aus.

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Die Stadt Wien baut ihre freiwilligen, kostenlosen Testungen für Urlaubsrückkehrer aus. Laut Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) können sich nun alle, egal aus welchem Land sie zurück nach Wien kommen, testen lassen. Und: Auch für jene Wienerinnen und Wiener, die ihre Ferien in einem österreichischen Bundesland verbracht haben, gilt das Angebot.

Seit vergangenem Wochenende gibt es vor dem Ernst-Happel-Stadion ein Walk- und Drive-in-Testzentrum. Zunächst war es nur für jene Personen gedacht, die vor Inkrafttreten der Reisewarnung für Kroatien aus dem Urlaub zurückkamen – dieses Angebot lief mit Freitag aus –, Rückkehrer von den Balearen können sich noch bis 28. August testen lassen, wenn sie vor Montag, dem 24. August, nach Hause kommen.

Ab Montag ist für Balearen- wie auch schon für Kroatien-Rückkehrer der kostenpflichtige Test gültig. So weit die Vorgaben des Bundes, derlei Angebote gibt es in allen Bundesländern.

Beweis mitbringen

In Wien wird das Angebot nun ausgeweitet. Alle, die aus einem sogenannten Nichtrisikogebiet kommen oder vier Tage durchgehend in einem anderen Bundesland waren, können sich testen lassen. Stichtag ist in beiden Fällen der 14. August, wer danach nach Wien kam oder kommt – und da einen Hauptwohnsitz hat –, kann zum Gratistest. Wie lange es das Angebot geben wird, ist noch offen. Wie schon bisher gilt: Wer Symptome hat, muss 1450 anrufen und soll nicht zur Teststraße kommen.

Mitzubringen sind ein Lichtbildausweis, eine E-Card und der Meldezettel. Außerdem, so heißt es auf Nachfrage aus dem Büro des Gesundheitsstadtrates, müsse man den Urlaub glaubhaft machen. Einen Beweis müsse man aber nicht mitbringen, so ein Sprecher.

Dafür Geduld. Der Ansturm auf die Teststraße war schon vor der Ausweitung des Angebots enorm, seitens des Krisenstabs heißt es, man werde gegebenenfalls die Spuren erweitern. Laut Stadt Wien wurden die Gratis-Befundungen bisher von 3948 Menschen in Anspruch genommen. 3614 Ergebnisse sind bereits ausgewertet, 68 davon fielen positiv aus.

Gesundheitsstadtrat Hacker forderte am Nachmittag, das kostenlose Testprogramm auf alle Reiserückkehrer und das ganze Land auszudehnen. Im Gesundheitsministerium reagierte man darauf zurückhaltend: Die derzeitige Teststrategie funktioniere gut, mittlerweile habe man außerdem die Symptomatik verbreitert. Personen, die nur eines der typischen Covid-Symptome haben, werden getestet, dazu gibt es Screenings in bestimmten Bereichen, etwa der Pflege. 240 Millionen Euro habe man dafür veranschlagt, heißt es aus dem Sozialministerium.

Ministerium spricht von Pilotprojekt

Am Abend dann meldete sich das Gesundheitsministerium auch zur Teststraße zu Wort und sprach von einem "Pilotprojekt". Man habe "größtes Interesse daran", Infektionsketten zu unterbrechen hieß es in einem Statement, daher begleite man das Projekt bis Mittwoch. Anschließend werde man gemeinsam entscheiden, ob es fortgesetzt werde. "Das Testen nach Aufenthalt in einem anderen Bundesland halten wir nicht für vordringlich", heißt es allerdings in dem Statement.

Übrigens: Die Kosten für die ausgeweitete Testung trägt ohnehin der Bund. Zwar schieße die Stadt Wien vor, heißt es aus dem Büro Hacker, man rechne aber im Anschluss mit dem Bund ab.

Ampelstart im Herbst

In Wien hatte sich zuletzt der Anteil der Urlaubsheimkehrer unter den Corona-Neuinfizierten mehr als verdoppelt: auf fast 17 Prozent.

Mehrere Medien berichteten am Freitag erstmals von detaillierten Zahlen aus den Wiener Gemeindebezirken. Laut dem Gratisblatt Heute sei die Zahl der Infektionen pro hunderttausend Einwohner in den letzten sieben Tagen mit 68 in der Innenstadt am höchsten, es folgen Favoriten mit 65 Fällen und die Brigittenau mit 64 Fällen. Am besten stehen die Bezirke Hernals, Penzing und die Donaustadt mit jeweils zwischen 26 und 30 Fällen da. Die Daten, von denen Heute berichtet, sind allerdings unvollständig: Einige Bezirke fehlen.

Die Krone berichtet, dass auch Linz-Stadt und Innsbruck unter den fünf Bezirken mit den höchsten Infektionen pro Kopf seien. Geplant ist, dass die Corona-Ampel unmittelbar vor Schulstart in Betrieb geht, von ihr sind regionale Maßnahmen abhängig. Wie genau die Ampel aussehen wird, ist noch offen. Berichte, wonach eine Schaltung auf "Gelb" in Linz und Wien politisch verhindert wurde, weist man im Gesundheitsministerium zurück: Da die Ampel noch nicht in Betrieb sei, könne auch nichts verhindert worden sein.

Am Freitag wurde zudem bekannt, dass die Reproduktionszahl R, sie gibt an, wie viele weitere Personen eine infizierte Person ansteckt, in Österreich mittlerweile bei 1,3 liegt. Noch vor zwei Wochen lag sie auf 0,96. (Oona Kroisleitner, Gabriele Scherndl, 21.8.2020)