Lisa Eckhart

Foto: APA / Hans Punz

(Kaffeehaus. Zwei Studenten der Hochschule für Angewandte Kunst vor aufgeklappten Laptops.)

DER ERSTE: Dieser Eckhart haben sie’s gezeigt, die KollegInnen in Deutschland. Die wird sich in Zukunft überlegen, was sie daherredet.

DER ZWEITE: Ich wär’ überhaupt für ein Auftrittsverbot gewesen. Und ihr Buch g’hört auch vom Markt genommen.

DER ERSTE: Na ja. Wär’ vielleicht nicht so g’scheit.

DER ZWEITE: Warum? Schau rein in die Internetforen, da wird das von vielen gefordert. Ich bin mir fast sicher, dass inzwischen eine Mehrheit hinter uns steht.

DER ERSTE: Das is’ es ja grad. Wenn die Mehrheit hinter uns steht, würde die Eckhart automatisch eine Minderheit, und wenn sie dann nicht auftreten darf, eine vulnerable noch dazu. Na, und jetzt überleg’ einmal, was das für uns heißen würde.

DER ZWEITE (wird bleich): Wir müssten uns für sie einsetzen.

DER ERSTE: Genau. Und dann womöglich auch noch für diese Strache-Stewardess, weil sie ihren Job verloren hat, und so weiter und so fort. Ein Fass ohne Boden.

DER ZWEITE (nach einer Nachdenkpause): Das heißt also, wir müssen immer schauen, dass wir in der Minderheit sind, weil wenn wir in der Mehrheit sind, können wir gegen die alle nix tun?

DER ERSTE: Genau so is’ es.

DER ZWEITE: Blöd.

DER ERSTE: Blöd, aber nicht zu ändern.

(Vorhang)

(Antonio Fian, 21.8.2020)