Mit dem Pixel 4a hat Google vor kurzem ein neues Smartphone für die Mittelklasse vorgestellt. Die Reaktionen darauf fielen zu großen Teilen betont positiv aus. Verblüffend ruhig blieb es hingegen bisher zum Pixel 5, der nächsten Generation der Google-Smartphones, die eigentlich ebenfalls bereits in wenigen Wochen erscheinen sollte. Nun tauchen fast zeitgleich mehrere Leaks auf, und die zeigen vor allem eines: Google nimmt zumindest für dieses Jahr eine sehr offensichtliche Strategieänderung auf.

Rückbesinnung

OnLeaks hat bei Pricebaba die ersten Rendering des Pixel 5 veröffentlicht, und die machen eines klar: Die Ähnlichkeiten zum Pixel 4a sind geradezu frappant. So ist auch hier nun eine Punchhole-Kamera an der Vorderseite zu sehen, rückseitig gibt es wieder einen klassischen Fingerprint-Scanner. Das bedeutet wohl auch, dass Pixel-4-Innovationen wie der Miniradar von Project Soli sowie die Gesichtserkennung wieder gestrichen wurden.

So soll das Pixel 5 aussehen.
Foto: OnLeaks / Pricebaba

Die oberflächlichen Unterschiede zeigen sich vor allem beim Kameramodul, das deutlich größer als beim Pixel 4a ausfällt, und drei Sensoren enthält – wovon dem Bericht zufolge aber wieder nur zwei Kameras sein sollen. Die Hoffnungen auf eine dritte Kamera, wie sie mittlerweile viele andere Hersteller anbieten, könnten sich also erneut nicht erfüllen. Mit 144,7 x 70,4 x 8,1mm soll das Pixel 5 auch nur minimal größer als das Pixel 4a sein.

Zweite Quelle

Bei Android Central kann man parallel dazu mit einigen Spezifikationen aufwarten: So soll das Display 6 Zoll groß sein, der Unterschied zum Pixel 4a (mit seinem 5,8-Zoll-Bildschirm) ergibt sich demnach durch einen weiter reduzierten Rahmen um den Bildschirm. Damit würde das Pixel 5 auch exakt zwischen dem Pixel 4 (5,7 Zoll) und dem Pixel 4 XL (6,3 Zoll) landen. Auch soll es hier erneut einen 90-Hz-Modus geben, wie er schon vom Pixel 4 her bekannt ist. Außerdem betonen die Blogger, dass der Akkus substantiell größer als beim Pixel 4 werden soll, bisherige Gerüchte eines minimalen Updates seien falsch. Wireless Charging soll mit 15 Watt flotter werden, zudem sei erstmals bei einem Pixel-Smartphone Reverse Wireless Charging geplant.

Und dann bringt dieser Bericht noch eine interessante Option in Bezug auf die Kamera ins Spiel: Eventuell gibt es nämlich heuer sehr wohl eine Weitwinkelkamera – was aber heißen würde, dass die Telefotokamera des Pixel 4 gestrichen wird.

Eine andere Perspektive betont die anderen Gehäusematerialien im Vergleich zum Pixel 4a.
Foto: OnLeaks / Pricebaba

Wer meint, all das klingt jetzt nicht gerade nach einem High-End-Gerät des Jahres 2020, der hat recht. Soll doch hier als Prozessor jener Snapdragon 765G zum Einsatz kommen, der leistungsmäßig in der oberen Mitteklasse angesiedelt ist, und schon vom OnePlus Nord genutzt wird. Allerdings soll das RAM auf 8 GB aufgestockt werden, der minimale Speicherplatz heuer bei 128 GB liegen. Und natürlich wird es 5G-Support geben, immerhin ist dieser ein fixer Bestandteil des Snapdragon 765G.

Preisfrage

All das wirft die Frage auf, um wie viel Google das Pixel 5 verkaufen will. Angesichtsdessen, dass das Unternehmen bereits einen Preis von 499 Euro für das Pixel 4a (5G) mit dem selben Prozessor verraten hat, dürfte das Pixel 5 nicht allzu hoch darüber liegen. Eine Region von 600 Euro wäre also denkbar. Apropos Pixel 4a (5G): dieses soll eine Spur größer als das Pixel 5 werden, hier ist von 6,2 Zoll die Rede. Ein Pixel 5 XL scheint hingegen dieses Jahr nicht geplant zu sein – zumindest gibt es bislang noch keinerlei Hinweise in diese Richtung.

Keine Hoffnungen sollte man sich übrigens machen, dass eines der beiden Smartphones offiziell in Österreich auf den Markt kommt: Google hat die anvisierten Märkte bereits kundgetan, und in dieser Liste findet sich Österreich nicht – dafür aber wenigstens Deutschland. Dies sollte dafür sorgen, dass die Smartphones über diverse Händler auch hierzulande bald direkt zu haben sein werden.

Ein Übergangsjahr?

Interessant sind diese Berichte auch angesichts dessen, da Google-Chef Sundar Pichai vor einigen Monaten noch betont hat, wie wichtig für das eigene Unternehmen die Entwicklung neuer High-End-Smartphones ist. Da zu diesem Zeitpunkt die Pläne für die Pixel-Smartphones des Jahres 2020 wohl längst festgestanden sind, lässt dies nur den Schluss zu, dass er sich dabei auf das Jahr 2021 bezogen hat. Es könnte also sehr gut sein, dass Google das Jahr 2020 als Übergangsjahr für seine Smartphone-Sparte betrachtet, in dem man im guten alten Nexus-Stil über den Preis zu punkten versucht. Dazu würde auch passen, dass zuletzt zu hören war, dass Google an eigenen Prozessoren für nächstes Jahr arbeitet, die dann in Smartphones und Chromebooks zum Einsatz kommen sollen. (Andreas Proschofsky, 22.08.2020)