Andreas Preining (59) muss nicht unbedingt aus der Zeitung lachen. Als Geschäftsführer einer kleinen Detektei in der Linzer Altstadt ist der ehemalige Motorradrennfahrer schließlich auch selbst noch im verdeckten Einsatz, wenn auch Pandemie-bedingt derzeit seltener. "Die Leute haben weniger Geld, das merken auch wir", sagt der Privatdetektiv Preining, der sich vom Rennfahrer Preining fast nur durch die fast weißen Haare unterscheidet.

Er war jung und brauchte das Geld. Auftritte für ÖKM, etwa mit Dolly Buster, trugen Andreas Preining aber mehr Neid als schlechte Nachrede ein.
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Die berufsbedingte Zurückhaltung ist allerdings nicht der Grund dafür, dass der drahtige Mann auch dann nicht am Red-Bull-Ring in Spielberg anzutreffen wäre, wenn das gegenwärtige Gastspiel der Motorrad-WM nicht in einer "Blase" wider das Virus stattfinden würde. "Ich kenne natürlich noch viele Leute von damals, die heute in anderen Funktionen dabei sind. Aber ich schaue mir das lieber im Fernsehen an. Da versäume ich kein Training, kein Rennen", sagt Preining, für den es eine Vernunftentscheidung war, in die väterliche Detektei einzusteigen, nachdem er vom Motorrad abgestiegen war. "Das Geschäft war meine Rückfallposition."

"Irgendwann darennt’s uns"

Die reine Vernunft riet Andreas Preining auch einst zur Karriere als Rennfahrer. "Uns war klar, dass es uns irgendwann darennt, wenn wir so weitermachen", sagt der Oberösterreicher in seliger Erinnerung an die wilden Motorradausritte mit Freunden, damals, in den späten 1970er-Jahren. Auf Straßen und Sträßchen in Linz und Umgebung pilotierte Preining, der Student der Betriebswirtschaft, eine 750er-Honda, "Baujahr 1972, sie ist gut 200 gegangen. Und wir waren wenn möglich auch mit 200 unterwegs."

Schon galt bereits Tempo 100 auf Überlandstraßen, "aber es war eine andere Zeit damals, die Verkehrsstrafen waren gering, du hast vielleicht 50 Schilling gezahlt".

Gesundheitlich wurde wesentlich mehr riskiert, also zog es die Motorrad-Enthusiasten auf die etwas besser gesicherten Rennstrecken. Preining hatte Talent, aber kein Geld. Die väterliche Detektei ernährte wohl ihn und die Halbgeschwister, das rasante Hobby wurde dem Junior aber nicht finanziert.

Reifen im Honda-Cup

Diesbezüglich zäumte Preining das Ross von hinten auf. Er verdiente sich im Rennsport das Geld für den Rennsport. "Ich habe im Honda-Cup begonnen. Für den Sieg gab es ein Auto. Das konnte ich verkaufen." Zwischen 1979 und 1998 wurde im Honda Cup die Spreu vom Weizen getrennt, wurden Talente gefunden und geformt – und finanziert.

Preining gewann die Rennserie zweimal (1982, 1983) und damit erst ein Auto von Honda und dann eine CX 650 Turbo der Japaner, aus deren Erlös er in seine Maschinen und deren Wartung investieren konnte. Es folgten Siege in verschiedenen Rennklassen, Preining wurde Bergstaatsmeister und 1988 EM-Gesamtdritter in der Klasse bis 250 ccm. "Die Top drei durften an der WM teilnehmen, das war meine Eintrittskarte." Eine Eintrittskarte in eine Zweiklassengesellschaft.

Andreas Preining auf Aprilia in seiner letzten WM-Saison. Zwischen 1986 und 1994 bestritt der Linzer 97 Große Preise, fuhr 14-mal unter die Top Ten.
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Deutlicher als heute unterschieden sich damals die Möglichkeiten von Werks- und Privatfahrern. "Es gab riesige Unterschiede beim Material. Heute sind die Maschinen in der Moto2 und Moto3 ziemlich einheitlich, das ist fairer Rennsport." Zu Preinings Zeiten hatten die kleineren Klassen, bis 125 ccm und 250 ccm, dafür höhere Bedeutung. Es gab Legenden, die nie in die 500er-Klasse, die Vorläuferin der MotoGP, aufgestiegen sind.

Preining wurde auch deshalb nicht zur Legende, weil er nur drei seiner 97 WM-Läufe auf Werksmaterial absolvieren konnte – 1990 auf einer Honda des Teams Tech3 als Ersatz für den verletzten Franzosen Dominique Sarron. Resultat war ein fünfter Platz beim GP der Niederlande in Assen, Preinings bestes WM-Ergebnis. "In diesem Rennen war ich zwischenzeitlich sogar Dritter."

Kleingeld und Dolly

Für den Privatfahrer Preining, der für eine WM-Saison drei bis dreieinhalb Millionen Schilling Budget aufzustellen hatte, blieben Podestplätze außer Reichweite. Da half weder günstigeres Material vom Gunskirchener Motorenherstellers Rotax und von Aprilia, noch das großzügige Sponsoring durch die Herausgeberfamilie des Österreichischen Kontaktmagazins (ÖKM). PR-Auftritt mit Szenegrößen wie Dolly Buster brachten Preining ins Gerede, "aber in Wirklichkeit haben mich viele um diesen Sponsor beneidet".

Preining nützte Ende 1994 die Rückfallposition Detektei. "Es ging sich finanziell nicht mehr aus, aber ich ging ohne Schulden." Finanziert wurde Sohn Thomas. Den interessierte die kleine Geländemaschine, die für ihn in der Garage stand, nicht. Mit 23 Jahren ist Thomas Preining heute Entwicklungsfahrer für Porsche mit guten Chancen auf den Einstieg in die Formel E.

Der Vater ist angesichts von Unfällen, wie sie sich zuletzt beim GP von Österreich in Spielberg (mit Glück ohne Personenschaden) ereigneten, froh, heil davongekommen zu sein. Er war noch auf Straßenkursen unterwegs, "da ist es ins Haus gegangen, wenn etwas passiert ist". So vernünftig war der Einstieg in den Rennsport auch wieder nicht. (Sigi Lützow, 23.8.2020)