"Fortnite" Entwickler Epic Games hat den iPhone-Hersteller mit dem Vorwurf des unfairen Wettbewerbs verklagt

Foto: epic games/youtube

Apple befürchtet nach eigenen Angaben, dass sein App-Store-Geschäft bröckelt, wenn der iPhone-Konzern den Machern des populären Online-Games "Fortnite" ihren Verstoß gegen die Regeln der Plattform durchgehen ließe.

Würde das Verhalten der Spielefirma Epic Games toleriert, "würde das allen Entwicklern zeigen, dass sie die Verpflichtungen ignorieren können, die sie mit ihren Verträgen mit Apple eingingen", erklärte Konzernmanager Phil Schiller in einer Stellungnahme im Gerichtsverfahren mit dem "Fortnite"-Anbieter am Freitag. Dies könne das gesamte Geschäftsmodell und Ökosystem des App Store erschüttern.

"Ladendiebstahl"

Aus der Sicht von Apple nütze Epic Games die Vorteile des App Stores, ohne für sie zahlen zu wollen. Die Art und Weise, wie Epic die Regeln Apples mit der Einführung einer neuen Zahlungsmethode umgangen hatte, sei für Apple mit Ladendiebstahl vergleichbar: "Wenn Entwickler die digitale Kaufabwicklung [durch Apple] vermeiden können, ist es dasselbe, als würde ein Kunde ein Apple-Einzelhandelsgeschäft verlassen, ohne für gestohlene Produkte zu bezahlen: Apple wird nicht bezahlt", äußerte sich Apple im neusten veröffentlichten Gerichtsdokument.

Apple fügt hinzu, dass das Techunternehmen in dieser Hinsicht kaum allein ist, und führt an, dass "Googles Play Store, der Amazon Appstore, der Microsoft Store sowie viele digitale digitale Shops für Videospiele wie Xbox, PlayStation, Nintendo und Steam" ähnliche Richtlinien haben.

Epic bat in E-Mail vor Rauswurf um Ausnahme

Epic wollte sich nicht mehr an die Vorgabe halten, dass virtuelle Artikel in dem Spiel auf iPhones und iPads nur über das System der In-App-Käufe von Apple angeboten werden können, bei dem Apple 30 Prozent vom Kaufpreis einbehält. Wie aus von Apple veröffentlichten E-Mails hervorgeht, forderte Epic-Chef Tim Sweeney Apple zunächst Ende Juni auf, das zuzulassen.

Nachdem der Konzern das ablehnte, brachten die Entwickler in die App zusätzlich die Möglichkeit ein, die Artikel auch direkt bei Epic zu kaufen. Laut Apple wurde dafür eine versteckte Funktionalität in der Anwendung aktiviert, die Epic an den App-Prüfern des Konzerns vorbeigeschmuggelt hatte. Noch am selben Tag warf Apple "Fortnite" unter Verweis auf den Regelverstoß aus dem App Store. Nutzer, die die App bereits auf ihren Geräten haben, können sie weiterhin nutzen – und die Artikel auch günstiger direkt bei Epic kaufen.

Apple erklärt, die Vorschrift, das System der In-App-Käufe nutzen zu müssen, solle Verbraucher schützen. Epic verklagte Apple mit dem Vorwurf unfairen Wettbewerbs.

Unreal Engine in Gefahr

Der iPhone-Konzern warf die "Fortnite"-Firma auch aus seinem Entwicklerprogramm, was in Zukunft die Weiterentwicklung der Grafik-Technologie Unreal Engine von Epic für iPhones und iPads behindern wird. Das könnte weitreichende Folgen für die Branche haben, weil Unreal Engine auch von anderen Apps genutzt wird – die auf Konkurrenzprodukte umsteigen könnten. Epic will den Rauswurf aus dem Entwicklerprogramm mit einer einstweiligen Verfügung verhindern. Apple entgegnete am Freitag, es gebe keine Grundlage für eine einstweilige Verfügung, da Epic sich selbst mit einer Vertragsverletzung in Probleme gebracht habe.

Epic platzierte den alternativen Kaufweg auch in der Android-App von "Fortnite", flog daraufhin aus Googles Download-Plattform Play Store und verklagte den Internet-Konzern ebenfalls. Auf Android-Smartphones können Apps allerdings auch aus anderen Quellen geladen werden. (APA, red, 22.08.2020)