Die Universität Wien hat ihre eigene Ampel aufgegeben.

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Hat eine Ampel, die nie geleuchtet hat, überhaupt je angefangen, eine Ampel zu sein? Dieser verwickelten Frage könnte sich aus aktuellem Anlass ein Ontologie-Seminar an der Universität Wien widmen. Denn die (potenzielle) Ampel, die an der größten Uni des Landes entwickelt wurde, weste nur im Reich der Ideen; am Donnerstag wurde sie vom Rektorat ausgeschaltet, bevor sie erstmals eingeschaltet wurde.

Ihre schale Existenz hat die Uni-Wien-Ampel dem Misserfolg eines ihrer Ampelvorfahren zu verdanken, wie eine Sprecherin dem STANDARD erklärt: "Die Uridee war, die Ampel der Bundesregierung als Orientierung zu nehmen, unsere eigene Ampel daran anzupassen und das dann mit spezifischen Maßnahmen für Lehrende und Studierende zu verknüpfen." Doch so viele Akademiker kann eine Institution anscheinend gar nicht haben, um mit den Lichtzeichen der Regierung zurechtzukommen: "Angesichts der Unklarheiten rund um die Bundesampel war es uns nicht möglich, unser Konzept umzusetzen. Erfreut sind wir natürlich nicht, aber wir sind ja flexibel", sagt die Uni-Sprecherin.

Die Uni Wien habe ihrem Lehrpersonal ohnehin schon zu Beginn der Ferien nahegelegt, sich für einen reinen Digitalbetrieb zu rüsten und sich nicht auf Präsenzlehre zu verlassen. Momentan geht die Hochschule nach Rücksprache mit den Behörden davon aus, dass die Hörsäle zu rund der Hälfte ihrer regulären Belegung ausgelastet sein dürfen. Anfang Oktober wird man sehen, da beginnt das Wintersemester. (Theo Anders, 18.9.2020)