Didi Kühbauer ist konzentriert, die Mannschaft soll es auch sein.

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Liveticker: Lok Zagreb vs. Rapid, Mi. 19 Uhr

Wien – Die Reisewarnung für Kroatien bleibt natürlich aufrecht, Rapid muss und darf sie ignorieren. Dienstagvormittag steigt die Mannschaft in den Flieger nach Zagreb, am Mittwoch wird anlässlich der zweiten Qualifikationsrunde zur Champions League gegen Vizemeister Lok gekickt (19 Uhr, ORF 1). In einem leeren Stadion. Wegen Corona fällt das Rückspiel aus, es ist also eine Alles-oder-nichts-Partie. Trainer Didi Kühbauer ersehnt "alles. Wir müssen funktionieren."

Lok hat einen Lokalvorteil, man kennt das Ambiente. Kühbauer: "Aber der Rasen ist letztendlich überall grün." Der Gegner wurde studiert, er zeigte in der Liga zwei Gesichter: 0:6 im Derby gegen Meister Dinamo Zagreb, in der zweiten Runde daheim ein beachtliches 1:0 gegen Rijeka. "Für uns zählt das zweite Gesicht. Sie können uns nicht überraschen, wir sie aber auch nicht. Lok ist gut."

Die Rapidler wurden mehrmals auf Corona getestet, sie werden in Zagreb abgeschirmt, im Hotel praktisch eingesperrt, ein Aufenthalt in der Blase. Blase hat übrigens die Chance, ein Unwort des Jahres zu werden. Hinter Corona. Knapp vor Babyelefant. Kühbauer sieht das pragmatisch: "In diesen Zeiten muss man eben auf den Spaziergang verzichten." Lok verzeichnete Anfang August gleich sechs Covid-19-Fälle im Kader, Rapid hatte in der Vorbereitung zwei zu bieten.

Kollektiv zählt

Die Spieler sind optimistisch und angstfrei, Thomas Murg sagt etwa: "Wir fühlen uns sicher, können und wollen es schaffen, haben Qualität." Der Abgang von Kapitän Stefan Schwab zu Paok Saloniki sei natürlich bitter. "Aber wir werden ihn ersetzen. Eine Mannschaft hängt vom Kollektiv, nicht von einem Einzelnen ab." Kühbauer gibt Schwabs Nachfolger nicht preis. "Einer von den elf wird die Schleife tragen." Tipp: Dejan Ljubicic.

Zoran Barisic, der Vorstand Sport, spricht von einer "sehr wichtigen Partie". Sportlich wie wirtschaftlich. Andererseits relativiert er. "Vieles geht den Bach runter, die Arbeitslosenzahlen steigen. Und wir reden über Fußball." Christoph Peschek, der Geschäftsführer Wirtschaft, werkt im Hintergrund an den Finanzen, das ist mühsam, auch Rapid wird das Budget reduzieren müssen. "Es wäre zum jetzigen Zeitpunkt unseriös, eine Summe zu nennen", sagt er dem STANDARD. "Wir sind auf Kurs, aber nach wie vor in einer Ausnahmesituation." Corona führe in der gesamten Wirtschaft zu heftigen Turbulenzen. "Die Auswirkungen der Pandemie auf die Gesellschaft sind nicht abzuschätzen."

Sinnvolle Investition

Stand der Dinge sind in der Bundesliga, sie startet am 11. September, maximal 10.000 Zuschauer erlaubt. Rapid hatte im Grunddurchgang einen Schnitt von 18.700, verzeichnet also die größten Einbußen. Peschek: "Wer weniger einnimmt, kann weniger ausgeben. Die Gesundheit ist und bleibt das Wichtigste. Wir müssen in Etappen in der Normalität ankommen." Dass Rapid II die Ostliga verlassen hat und nun Teil der zweiten Liga ist, verursache kurzfristige Kosten, sei auf Dauer aber eine sinnvolle Investition. "Weil unser Nachwuchs näher an die Spitze geführt wird."

Vor ein paar Tagen wurde ein "Bier-Tausch" vermeldet, Ottakringer steigt als Premium-Partner vorzeitig aus, Gösser bis 2025 ein. Aus gelben Dosen werden grüne, passt besser zu den Dressen. Peschek möchte auf die Sparte Sport keinen Druck ausüben, ein Erfolg gegen Lok Zagreb "wäre aber toll". Und fürs Börserl wünschenswert, man hätte einen Fixplatz in der Gruppenphase der Europa League. In der Vorsaison gab es dafür ein Startgeld von 2,9 Millionen Euro. "Das würde alles verbessern." (Christian Hackl, 25.8.2020)

Technische Daten und mögliche Aufstellungen zu Lok Zagreb – Rapid:

Fußball-Champions-League, 2. Runde:

NK Lokomotiva Zagreb – SK Rapid Wien (Zagreb, Stadion Kranjceviceva, Mittwoch, 19.00 Uhr/live ORF 1, SR Juan Martinez Munuera/ESP)

Lok Zagreb: Hendija – Osmankovic, Kolinger, Markovic – Gluhakovic, Halilovic, Sammir, Petrak, Celikovic – Cuze, Tuci

Ersatz: Lukic – Hujber, Orec, Assane, Kallaku, Vojkovic, Budimir, Simic

Fraglich: Karacic, Mersinaj, Kovacic, Cokaj, Majic (alle nach überstandener Corona-Infektion), Djira (Muskelverletzung)

Rapid: Strebinger – Stojkovic, Hofmann, Greiml, Ullmann – Petrovic, D. Ljubicic – Murg, Fountas, Arase – Kara

Ersatz: Hedl – Sonnleitner, Schick, Grahovac, Knasmüllner, Demir, Kitagawa

Es fehlen: Schobesberger (rekonvaleszent), Barac (im Aufbautraining)

Der Sieger des Spiels steht in der 3. Runde der Champions-League-Qualifikation (Auslosung 31. August, Spieltermin 15./16. September), der Verlierer in der 3. Runde der Europa-League-Qualifikation (Auslosung 1. September, Spieltermin 24. September)