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Die Österreichisch-Weißrussische Gesellschaft ist seit 2006 im Zeichen der rot-grünen Fahne aktiv. David Kainrath sitzt im Vorstand.

Foto: AP/Grits

Wien – SPÖ-Aktivisten mit Affinität zu Staatschef und Langzeitdiktator Alexander Lukaschenko sind offenbar gern gesehene Gäste im belarussischen Staatsfernsehen. So hatte der Schwechater Parteichef David Stockinger jüngst im regimetreuen Rundfunksender ONT "ausländische Kräfte" hinter den Protesten kritisiert und die Telegram-Kanäle, mit denen sich die Opposition vernetzt, als "Bedrohung" eingestuft.

Stockinger sitzt ebenso im Vorstand der Österreichisch-Weißrussischen Gesellschaft (ÖWG) wie David Kainrath. In dieser Funktion war Kainrath am Wochenende im Sender Belarus 1 als Gast zugeschaltet, wie die APA recherchiert hat. Im Unterschied zu Stockingers Ausführungen wurden jene Kainraths also nicht als Parteiposition der SPÖ in Belarus vermarktet.

Kainrath hat einige Zeit in Minsk gelebt und lobt die Sicherheit in Belarus.
Foto: Screenshot/ Belarus 1

Auf Sendung klagte er über "einseitige" westliche Berichterstattung zur Lage in Belarus: "Der Grund dafür ist, dass unsere Medien keine Sympathien für Ihren Staatschef und Ihre Regierung empfinden", meinte Kainrath. Zudem lobte er das Wirtschaftssystem und die Sicherheit im Land.

Kainrath ist offenbar SPÖ-Mitglied und war lange Jahre Funktionär der Jungen Generation innerhalb der Partei. Im Mailverkehr mit dem STANDARD ignorierte er die Frage nach seinem Engagement bei der SPÖ dreifach. Der studierte Politologe ist außerdem in der Europagruppe des Bundes Sozialdemokratischer Akademiker (BSA) aktiv.

Rote Akademiker auf Distanz

Dort gibt es allerdings kein Verständnis für Kainraths Positionierung zugunsten des belarussischen Staates. In einer Aussendung distanzierte sich BSA-Chef Andreas Mailath-Pokorny umgehend: Der BSA verurteile "alle Versuche, undemokratische Regime – aus welchen Gründen auch immer – zu rechtfertigen".

Am Montagabend war Kainrath selbst in einer Aussendung um Schadensbegrenzung bemüht. Die ausgestrahlten Ausschnitte "entsprechen meinen Antworten, sind aber in jeglicher Hinsicht aus dem Zusammenhang gerissen", so Kainrath. Er "unterstütze die Forderung des BSA und der SPÖ und verurteile die unverhältnismäßige und nicht hinnehmbare Gewalt gegen friedliche DemonstrantInnen".

Turbulenzen in ÖWG?

In der Österreichisch-Weißrussischen Gesellschaft dürfte es ebenfalls Turbulenzen geben. Über das Wochenende wurde ein Mitglied des Vorstands aus dem Verzeichnis der Website gelöscht, wie ein Screenshot-Vergleich zeigt. Eine diesbezügliche STANDARD-Anfrage blieb am Montag unbeantwortet. Wenige Stunden später wurde die gesamte Liste des Vorstands aus dem Netz genommen. (Theo Anders, 24.8.2020)