Lichte Reihen in Charlotte.

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Während die US-Demokraten auf ihrem Parteitag vergangene Woche in Milwaukee neben allerlei Parteiprominenz vor allem sogenannte einfache Amerikaner an das Rednerpult baten, die – aufgrund der Corona-Pandemie freilich rein virtuell – ihre Sorgen und Nöte ob Donald Trumps Politik äußerten, schlagen die regierenden Republikaner naturgemäß den gegenteiligen Weg ein. Bei ihrer Convention in Charlotte im Bundesstaat North Carolina, die am Montagabend begann, will die Partei jenen Teil der Bevölkerung zu Wort kommen lassen, der bisher von der umstrittenen Politik des Präsidenten profitiert hat.

Neben der First Lady Melania und den Kindern Donald Junior, Eric und Tiffany sowie den versammelten Parteigrößen gehört dazu laut Rednerliste auch ein Paar aus St. Louis, das unlängst Bekanntheit erlangte, weil es Black-Lives-Matter-Demonstranten vor seinem Haus mit Waffen bedroht hatte.

Boden gutmachen

Sie und andere sollen Trump dabei helfen, Boden auf seinen demokratischen Herausforderer Joe Biden gutzumachen, bevor der Wahlkampf in seine heiße Phase gelangt. Die Webseite FiveThirtyEight, auf der zahlreiche Umfragen ausgewertet und gewichtet werden, sieht Biden landesweit aktuell neun Prozentpunkte vor Trump.

Was ursprünglich als bombastisches Spektakel mit tausenden Gästen geplant war, muss nun freilich ebenso der Pandemie Tribut zollen wie vorher jenes der Demokraten. Nach einem Streit wegen der vergleichsweise strengen Corona-Bestimmungen in North Carolina ließ Trump den Hauptteil des Parteitags erst nach Jacksonville im Swingstate Florida verlegen; als dort die Infektionszahlen immer weiter stiegen, gab die Partei klein bei – und bleibt nun die meiste Zeit über doch in Charlotte.

Anders als die Demokraten, deren Parteitag ausschließlich virtuell über die Bühne ging, versuchten sich die Republikaner nun an einem Hybrid: Zwar waren die meisten Reden nur via Bildschirmen zu verfolgen, immerhin 336 Delegierte aus den Bundesstaaten waren aber eingeladen, um Trump und seinen Vizepräsidenten Mike Pence offiziell zu den Kandidaten der Partei zu küren. 2016 waren es noch mehr als 2.400. Corona-Selbsttests sollen nach dem Willen der Organisatoren sicherstellen, dass sich die Veranstaltung nicht zu einem Infektionsherd entwickelt.

Trump erscheint überraschend persönlich

Trump selbst trat überraschend bei dem Parteitag auf. Er warf den Demokraten vor, die Präsidentschaftswahl im November manipulieren zu wollen. "Sie versuchen, die Wahl von den Republikanern zu stehlen", sagte Trump, "Die einzige Möglichkeit, wie sie uns diese Wahl wegnehmen können, ist, wenn das eine manipulierte Wahl ist. Wir werden diese Wahl gewinnen."

Hintergrund ist der Streit um die Briefwahl. Trump ist gegen eine weit verbreitete Briefwahl und erklärt annähernd täglich, dass das Fälschungsrisiko dabei sehr hoch sei. Beweise dafür legt er nicht vor. Wegen seiner wiederholten Angriffe wird ihm vorgeworfen, Zweifel an der Sicherheit der Abstimmung zu säen. Die Demokraten setzen sich dafür ein, dass wegen der Corona-Pandemie möglichst vielen Wählern die Abstimmung per Briefwahl ermöglicht wird.

"Sie benutzen Covid, um eine Wahl zu stehlen", sagte Trump. "Sie benutzen Covid, um unser Volk, unser ganzes Volk, um eine freie und faire Wahl zu betrügen."

Trump sagte: "Wir haben in den ersten dreieinhalb Jahren dieser Regierung mehr erreicht als jeder andere Präsident in der Geschichte unseres Landes." Über die Wahl am 3. November sagte er: "Das ist die wichtigste Wahl in der Geschichte unseres Landes. Unser Land kann in eine schreckliche, schreckliche Richtung gehen, oder in eine noch großartigere Richtung." Mit seinem persönlichen Erscheinen in Charlotte überraschte Trump viele. Biden war zum Parteitag der Demokraten in Milwaukee (Wisconsin) zugeschaltet worden.

Kontroverse um Bühne

Trump selbst wird plangemäß erst am Donnerstag offiziell seine Nominierung annehmen. Dass er dafür als Bühne den Südrasen des Weißen Hauses wählt, hatte vorab für Kritik gesorgt, handelt es sich dabei doch um Bundeseigentum. Selbst Donald Trumps Stabschef Mark Meadow, heißt es, habe sich den Auftritt seines Chefs laut eigenen Angaben "lieber meilenweit weg vom Weißen Haus" gewünscht. Erst eine Untersuchung durch das Office of Special Counsel gab grünes Licht.

Auch Kellyanne Conway, jene nun zurückgetretene Beraterin Trumps, die den Begriff "alternative Fakten" schuf, steht laut derzeitigem Stand noch auf der Rednerliste für Mittwoch. Das Motto, das die republikanische Partei für diesen Abend gewählt hat: "Land der Helden". (Florian Niederndorfer, 24.8.2020)