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Mit einem Lächeln und einer schöneren Formulierung klingt alles gleich viel netter.
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Oft wird versucht, Diskussionen mit unlauteren Mitteln in eine bestimmte Richtung zu lenken. Eines der mächtigsten dieser Instrumente ist die Sprache: "[W]hen you own the language, you own the debate."¹

Es ist daher eine gängige Methode, unangenehme Tatsachen sprachlich zu verharmlosen: So wird der Angriff zur Vorwärtsverteidigung, der Krieg zur Friedensmission, der wirtschaftliche Stillstand zum Nullwachstum², die Verlustankündigung zur Gewinnwarnung, das Atommülllager zum Entsorgungspark, die neue Steuer zur Solidarabgabe und die Flucht des Heeres zur Frontbegradigung.

Freigesetzt, nicht gekündigt

Solche Schönfärbereien (Hüllworte, Euphemismen) finden sich zuhauf auch in der Jurisprudenz: Mitarbeiter werden nicht gekündigt, sondern freigesetzt³, Fremde werden nicht abgeschoben, sondern es werden lediglich aufenthaltsbeendende Maßnahmen getroffen,⁴ und die Polizei foltert nicht, sondern unternimmt nur eine vom Verhörten selbstverschuldete finale Rettungsbefragung.⁵ Von dort ist es gar nicht mehr weit zu George Orwells brillantem "1984" und seinem fensterlosen, stacheldrahtumzäunten Hauptquartier der Gehirnwäschebehörde, dem Ministerium der Liebe.⁶ (Michael Rami, 26.8.2020)