Online lautet das Zauberwort, mit dem sich auch in der Corona-Krise Wachstum erzielen lässt. Auch sogenannte Onlinebroker verzeichneten zuletzt einen regelrechten Boom – ihr auf Veranlagung von Privatpersonen ausgelegtes Geschäftsmodell fand zahlreiche Neukunden. "Zu Beginn des Lockdowns sind wir fast überrannt worden. Als wäre von heute auf morgen ein Hebel umgelegt worden", sagt Ernst Huber, Chef der zum Bankhaus Schelhammer & Schattera zählenden Dadad Bank.

Die anhaltende Zinsflaute und die Corona-Krise machten aus vielen Sparern Aktienanleger. Statt auf das Sparbuch setzen sie lieber auf Bulle und Bär, die Symboltiere der Börsen.
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An den stärksten Tagen verzeichnete die Direktbank etwa 200 Depoteröffnungen, sodass das Geldhaus derzeit etwa 30.000 Kunden zählt. Seit Juni sei der Kundenzustrom zwar wieder etwas abgeflacht, liege aber weiterhin über dem Vorkrisenniveau.

Sparer werden Investoren

Etwa ein Viertel der Neukunden komme Huber zufolge von einer anderen Bank, der Rest seien "Sparer, die sich zu Investoren entwickelt haben". Viele davon hätten es sich wegen der Zinsflaute bereits überlegt, mit Aktien oder anderen Wertpapieren tätig zu werden, und es während der Corona-Krise ausprobiert. Im ersten Halbjahr wickelte die Dadat Bank etwa eine Viertelmillion Börsentransaktionen ab, circa dreimal so viel wie im Jahr zuvor. "Für uns war es ein Riesenschub", sagt Huber.

Womit die Privatanleger am meisten handeln? Der Großteil der Transaktionen betrifft Huber zufolge Einzelaktien. Im Fondsbereich seien die Anleger wesentlich kostensensibler geworden und würden daher statt zu aktiven Fonds vermehrt zu ETFs, die zumeist starr einen bestimmten Börsenindex abbilden, greifen. Mit Anleihen handeln die Kunden der Dadat-Bank fast gar nicht.

Durchschnittsalter sinkt

Auch die zur BNP Paribas zählende Hello-Bank verzeichnete im ersten Halbjahr eine Sonderkonjunktur. Mit der Rekordzahl von einer Million Transaktionen tätigten die rund 80.000 Hello-Kunden in den ersten sechs Monaten so viele Börsengeschäfte wie im gesamten Vorjahr. "Der Lockdown hat viele Menschen dazu veranlasst, sich mit ihren Finanzen zu befassen", sagt Bankchef Robert Ulm. Dabei investieren ihm zufolge auch immer mehr junge Menschen, sodass im Durchschnitt das Kundenalter sinke.

Den Anlageboom spürt auch die Raiffeisen Centrobank als Österreichs größter Anbieter von Investmentzertifikaten. In diesem Bereich habe sein Haus im ersten Halbjahr einen Rekordumsatz verzeichnet, sagt Philipp Arnold, der den Verkauf strukturierter Produkte leitet. Zuwächse gebe es sowohl bei Anlageprodukten, die oft auch mit einem Sicherheitsnetz ausgestattet sind, als auch bei den wesentlich riskanteren Hebelprodukten. (aha, 26.8.2020)