Musst du dich wieder einmal beim Herrn Dr. Otto melden, hab’ ich mir gedacht. Es könnte nämlich sein, dass er mir gram ist: Denn ich habe seinen netten Brief vom 7. Juli – also vor sieben Wochen und einem Tag – nicht beantwortet. Das ist ja eigentlich kein G’hörtsich, aber das Schreiben war etwas unpersönlich, wenngleich immerhin von "Dr. Andreas Otto, Chief Commercial Officer, Austrian Airlines AG" gezeichnet.

Die AUA will sich wieder zu früheren Höhenflügen aufschwingen.
Foto: APA/ROLAND SCHLAGER

Mit "Rückenwind aus dem Rettungspaket", so schrieb mir der Herr Dr. Otto, werde sich die AUA wieder zu früheren Höhenflügen aufschwingen, was das Service am Kunden betrifft. So schön hat er es nicht formuliert, aber seine Ankündigung, das Geld für meine zwei stornierten Flüge April und Mai würde mir rückerstattet, tönte mir wie Schalmeienklänge im Ohr. Vorher haben sie ja versucht, mir – und allen anderen am Boden Gebliebenen – einen Gutschein reinzudrücken.

Es hätte mich jedoch stutzig machen sollen, dass mir der Herr Dr. Otto am 7. Juli nicht schrieb, wann genau er die Kohle rüberwachsen zu lassen gedenkt. Sie ist noch immer nicht da. Deshalb liegt der Gedanke nahe, dass mein Geld inzwischen anderswo gelandet ist: bei notleidenden AUA-Führungskräften! Vielleicht sogar beim Herrn Dr. Otto selbst? Wobei, der arme Vorstand hat ja jetzt großmütig auf die Boni verzichtet. Von der läppischen halben Million für vier Personen wird sich doch mein Tausender abzwacken lassen!? (Gudrun Harrer, 25.8.2020)