Die eigentliche Befundung von Corona-Tests dauert im Labor drei bis vier Stunden. Die meiste Zeit geht für die behördliche Abwicklung oder die Anfahrt durch Hilfsorganisationen drauf.

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"Ich habe eine schlechte Nachricht, bin mit Fieber aufgewacht." In vielen Familien gehören solche Sätze beim Anruf eines Familienmitglieds zum Alltag. Normalerweise. Oft und oft hat man das erlebt, bei sich selbst, bei Freunden, in der Nachbarschaft.

Das muss nicht gleich viel heißen. "Wie viel ist es denn?" – "Hoch, 39,5. Es geht mir nicht gut." Fast 40 Grad Fieber, praktisch aus dem Nichts, bei einem Erwachsenen, mit Gelenkschmerzen? Mitten im Hochsommer?

Eine solche Nachricht schlägt wie ein Blitz ein. Denn wir leben in Europa nicht in normalen Zeiten, sondern seit Februar in einer Coronavirus-Pandemie. Plötzlich hohes Fieber, das kann auf eine Infektion mit dem gefährlichen Virus hindeuten, auch wenn man die sonst üblichen Symptome nicht hat.

Tausende Gespräche über Corona

Es dürfte in ganz Europa wohl kaum einen Menschen geben, der die grundlegenden Lektionen dazu nicht gelernt hat, nicht zumindest eine Ahnung davon hat, was in dem Fall zu tun ist. Kontakt mit anderen meiden. Zu Hause in Quarantäne bleiben. Hunderte, ja tausende Gespräche haben die meisten von uns darüber geführt. Wir auch.

Man glaubt, genug zu wissen, gewappnet zu sein für den Ernstfall eines Corona-Alarms. Ein trügerischer Irrtum. Man kann noch so viel wissen, was wann wie am Tag X zu tun wäre. Wenn er eintritt und der Infektionsverdacht in der eigenen Wohnung angekommen ist, hilft einem all das Wissen wenig. Dann erst zeigt sich konkret, real, schonungslos, was man alles nicht vorbereitet hat.

Uns hat es vergangenen Freitag "erwischt". Dann kriechen zuerst einmal nicht nur die Angst und die Unsicherheit in alle Mauerritzen, es stellt sich auch die alles dominierende Frage: Wie geht es nun weiter? Wie schützt man sich und die anderen in der eigenen Wohnung, wenn es nur eine Toilette, ein Bad gibt? Wenn man Küche, Handtücher, alles natürlich gemeinsam benutzte, berührte?

Man könnte glauben, die Antworten dazu bekommt man gebündelt bei einem Anruf bei der Corona-Hotline 1450. So ist das nicht.

Verdacht wird abgeklärt

Die Kontaktpersonen am Telefon checken nur ab, ob der Verdacht begründet ist. Ist er das für sie, dann kommt die dringende Empfehlung, zu Hause zu bleiben. Man werde das Rote Kreuz oder eine andere Hilfsorganisation vorbeischicken, die den Test mit einem Mund- und Rachenabstrich macht.

Klingt beruhigend. Ist es aber nicht. Denn die Auskunft ist, dass dieser Besuch in den nächsten 24 bis 48 Stunden stattfinden wird. Weitere ein bis zwei Tage später komme dann der Befund. Ab dem Moment ist man als Corona-Verdachtsfall amtlich – und unfrei. Die Gesundheitsbehörde entscheidet nun.

Drei, vier Tage bis zum Testergebnis? Das verspricht über ein Wochenende familiäres, am Montag berufliches Chaos. Ist genug im Kühlschrank? Der Stress wird größer, weil das Fieber weiter steigt. Wie kommt man in so einer Situation zu einem Arzt? 1450 hilft.

Dort kündigt man an, eine Ärztin zu schicken. Die kommt später am Abend mit Johannitern, schaut in den Rachen, diagnostiziert eine Angina, verschreibt ein Antibiotikum. Den Corona-Test macht sie aber nicht. Komisch. Wir haben nicht Angst vor Anginabakterien, sondern vor dem Virus. Was also tun, um schneller Gewissheit zu haben? Das Schlimmste in so einer Situation ist das Warten. Das zehrt an den Nerven, wirft alle Planungen über den Haufen. Eine Bekannte rät, einen Test bei einem privaten Institut zu machen. Das gehe schneller. In der Tat ist es so.

Privattests sind teuer

Eine Person ohne Symptome kann einen Gurgeltestkit für den Betroffenen bei einem Labor am Ziehrerplatz in Wien abholen, lässt von einem Fachmann dort selbst einen Rachenabstrich machen, sicher ist sicher. Nach einer Stunde sind beide Tests auf dem Weg zur Auswertung. Das kostet zweimal 120 Euro. Alles in allem innerhalb von acht Stunden kommen am Abend die Befunde per E-Mail: negativ. Die Ärztin hatte also recht. Nur eine Angina.

Das senkt den Stresspegel in der Familie, führt aber noch nicht zur behördlichen Löschung des Verdachtsfalls. Die kann nur erfolgen, wenn eine von der 1450-Leitstelle beauftragte Hilfsorganisation die Tests vornimmt, was zwar gratis ist, aber dauert. In unserem Fall erschienen vermummte Sanitäter des Grünen Kreuzes am Samstagabend, 30 Stunden nach dem Erstanruf bei 1450. Das Testergebnis – negativ – wurde am Montag übermittelt, fast 72 Stunden nach dem Alarm. Das sei lange, räumt ein Sprecher des Roten Kreuzes ein. Bis Herbst müsse man schneller werden. (Thomas Mayer, 26.8.2020)