Den Vorteil, den die Wiener Volkspartei bei der Gemeinderatswahl im Oktober genießt, den genoss ihr Spitzenkandidat Gernot Blümel auch bei seinem Auftritt in der "ZiB 2" am Dienstagabend: Man startet von niedrigem Niveau. Die ÖVP erzielte bei der letzten Wien-Wahl 9,2 Prozent – und Blümels letzter erinnerungswürdiger Moment im "ZiB 2"-Studio war, als er einen eigentlich treffenden Vergleich zur damals angestrebten Klarnamenpflicht mit dem Satz "Aber das ist ja ein Blödsinn, was Sie da reden" quittierte.
Vielleicht auch in Erinnerung daran blieb Blümel diesmal besonders freundlich. Schon die kritischen Stimmen im Beitrag vor dem Interview bei der exzessiven Straßenumfrage aus Wien-Hietzing schienen ihn fröhlich zu stimmen.
Fast eine klare Antwort
Nach einigem Ausweichen ließ sich der Finanzminister sogar zu so etwas wie einer klaren Antwort auf die Frage hinreißen, ob er nun in die Wiener Politik wechsle oder in der Bundesregierung bleibe, Moderator Armin Wolf fragte sicherheitshalber nach: Ob er ihn richtig verstehe, dass er entweder in Wien regiert oder in der Bundesregierung bleibt? "Das sind die wahrscheinlichsten Optionen." Na bitte.
Nach der Vereinbarkeit von seinem Krisenjob als Finanzminister und dem Wahlkampf gefragt, erklärte Blümel: "Sie haben recht, das ist eine Doppelbelastung. Aber Wien ist mir das wert!" Gut, das war vielleicht nicht direkt das, was Wolf wissen wollte. Aber es blieb auch das einzig Positive über Wien, das dem Kurz-Intimus über die Lippen kam.
Fließender Übergang zu den USA
Es folgte der Aufriss über Integrationsprobleme in der Hauptstadt – die Verantwortung sei natürlich dort zu suchen und nicht im seit jeher türkis geführten Integrationsbereich auf Bundesebene. Die Sozialleistungen in Wien zögen Faulenzer an, das liege daran, dass die Grünen diese eigentlich zu einem bedingungslosen Grundeinkommen ausbauen wollten.
Das erinnerte dann doch ein bisschen an die Warnungen der US-Republikaner vor den linksradikalen und marxistischen Tendenzen der Demokraten. Das war Thema im nächsten Beitrag – ein fließender Übergang quasi. (Sebastian Fellner, 25.8.2020)