Vor dem jüdischen Gemeindehaus in Graz passierte am Samstag die Attacke. Die Politik will Vorfälle wie diesen in Zukunft vermeiden.

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Der Angriff auf den Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) in Graz, Elie Rosen, hat den Ruf nach Maßnahmen gegen Judenfeindlichkeit unter Zuwanderern verstärkt. Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP) reagiert nun mit einem Maßnahmenbündel. Schon im September soll dieses anlaufen, zusätzliche Budgetmittel sind laut Raabs Sprecherin nicht vorgesehen. Die Maßnahmen werden in Kooperation mit dem Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) und der IKG umgesetzt.

Geplant ist etwa eine verpflichtende Unterrichtseinheit "Antisemitismus" für Flüchtlinge. Im Rahmen der Integrationskurse des ÖIF wird das Thema behandelt. Die Kurse sind für alle Asyl- und subsidiär Schutzberechtigten verpflichtend.

Berater und Lehrer im Fokus

Auch will man ein besonderes Augenmerk auf die Multiplikatoren legen. So sollen Deutschtrainer, Integrationsberater oder Mitarbeiter von Behörden in Workshops Grundlagenwissen über Antisemitismus erhalten. Sie sollen lernen, bei Zuwanderern und Flüchtlingen antisemitische Haltungen zu erkennen und diesen entgegenzuwirken. Die Seminare wurden vom ÖIF in Zusammenarbeit mit Raimund Fastenbauer, dem ehemaligen Generalsekretär der IKG Wien, entwickelt, wurden bereits durchgeführt und sollen nun ausgebaut werden.

Zudem soll ein eigenes Handbuch über Antisemitismus im Kontext von Migration und Integration als inhaltliche Unterstützung für Multiplikatoren entwickelt werden.

Diese Kurse für alle Lehrer verpflichtend zu machen sei vorerst nicht geplant, heißt es. Eine Teilnahme von Pädagoginnen und Pädagogen soll aber möglich sein.

Vorgenommen hat sich die Ministerin den Ausbau des Dialogprojekts Likrat der IKG mit Fokus auf sogenannte Brennpunktschulen: Jüdische Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren besuchen Schulen und erklären Gleichaltrigen Hintergründe über das Judentum.

"Trauriges Beispiel"

Raab in einer Stellungnahme: "Durch die Flüchtlingswelle 2015 sind viele Menschen nach Österreich gekommen, die Antisemitismus und Judenfeindlichkeit in ihrem Herkunftsland verinnerlicht haben." Der jüngste Vorfall in Graz sei dafür "ein trauriges Beispiel". Mit der Offensive wolle man antisemitisches Gedankengut bei Zuwanderern bekämpfen. (rwh, 27.8.2020)