Anna Netrebko und Gatte Yusif Eyvazov.

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Tusch und Schluss im Fortissimo: Lärmig endet das Duett Iolanta und Vaudémont Ich verstehe dein Schweigen nicht aus Tschaikowskis Oper Iolanta, das Sopranistin Anna Netrebko und Tenor Yusif Eyvazov absolvierten. Der Publikumsjubel war dann jedoch schnell vorbei und klang im Großen Festspielhaus ein wenig nach Pflichtübung.

Immerhin hatten soeben die Donna assoluta mit ihrem Ehemann gesungen, jener Star, der auch Sportveranstaltungen gerne eröffnet. 2014 sang Anna Netrebko ja bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi, 2006 und 2018 bei den WM-Eröffnungen in Berlin und Moskau.

Dröhnende Tschaikowski-Zersausung

Wer nicht nur auf der Opernbühne Qualität bietet, sondern auch diese kommerzielleren Events gestaltet, sollte also wissen, dass Lautstärke nicht unbedingt ein Gestaltungsprinzip sein muss. Leider war dann andererseits auch die Koordination des Musikalischen nicht das durchgehend bevorzugte Gestaltungsmittel des Dirigenten Mikhail Tatarnikov. Er hat das üblicherweise so präzise wie stilsicher spielende Mozarteumorchester Salzburg in eine dröhnende Tschaikowski-Zerzausung getrieben.

Da und dort konnten sich immerhin die klangschön musizierenden und delikat phrasierenden Solobläser behaupten – etwa in der Briefszene der Tatjana aus dem ersten oder in der Arie des Lenski Wohin, wohin seid ihr entschwunden aus dem zweiten Akt von Eugen Onegin.

Fetzige Polonaise

Die klangrednerisch gestalteten Solostellen der Holz- und Blechbläser wurden allerdings von Tschaikowski-Brocken wie in einem Felssturz zermalmt. Schon der Introduktion zur Oper Pique Dame raubte Dirigent Tatarnikov alle Abgründigkeit. Und das Rosen-Adagio aus dem Ballett Dornröschen hat Tatarnikov – das Orchester mit immer rascher rotierenden ausgestreckten Armen anfeuernd – zum bizarren Kriegslärm mit Basstuba degradiert. Immerhin: Die Polonaise aus dem dritten Akt Eugen Onegin wies einige rhythmisch präzise, fetzig und jazzig daherkommende Takte auf.

Anna Netrebko und Tenorgatte Yusif Eyvazov? Sie beendeten auch Szene und Duett Lisa und Hermann Bleiben Sie stehen, ich flehe Sie an! aus Pique Dame dezibelfreudig, ohne zuvor mit besonderem Gestaltungswillen überrascht zu haben. Tatjanas Briefszene und Lenskis Erinnerungen wiesen aber im Vokalpart feinere Linien und leisere Töne auf. Da wurden die verborgene Gesangs- und Orchesterkultur immerhin greifbar. Ganz brachial ging der Abend aber mit dem Duett aus Iolanta der Abend zu Ende. Keine Zugabe. Hoffentlich klingen die beiden 2021 in Turandot bei den Osterfestspielen subtiler. (Heidemarie Klabacher, 27.8.2020)