PR-Berater Heinz Lederer lebt an den Wochenenden mit seiner Familie in einem Tiny House in der Nähe von Zwettl. Minimalistisch und reduziert zu leben war ihm wichtig, und auch die Nähe zur Natur.

"Uns ging es darum, möglichst viel draußen zu sein. Deshalb haben wir uns für eine Cabin oder ein Tiny House entschieden, wie man es auch nennen möchte. Etwa jedes zweite Wochenende sind wir hier, ansonsten leben wir in einer Wohnung in Wien. Gerade deshalb ist mir hier die Nähe zum Himmel wichtig. Das klingt ein bisschen esoterisch, aber so ist es nicht gemeint. Sondern: Dadurch, dass es hier keine Berge gibt, berührt der Himmel die Erde, und das ist ein gutes Gefühl. Vom Bett aus sehen wir durch eine Glasfront direkt auf die umliegenden Felder. Der Ausblick ist ein Traum.

Weil es im Waldviertel keine Berge gibt, spürt man dort die Nähe zum Himmel, sagt Heinz Lederer.
Foto: Florian Albert

Ich wohne hier mit meinen zwei Söhnen und meiner Frau. Das Haus besteht aus vier Holzcontainern und hat 57 Quadratmeter Nutzfläche, mit der Garage sind es insgesamt 70. Noch kleiner hätte es nicht werden dürfen, denn es gibt hier baurechtliche Restriktionen zum Schutz des Ortsbildes, dass Grundrisse nicht kleiner als 70 Quadratmeter sein dürfen. Als der Sattelschlepper die Container gebracht hat, ist er im Feld hängen geblieben und hat gleich einmal für einen Einsatz der hiesigen Feuerwehr gesorgt. Die hat es locker genommen und uns daraufhin sogar zu ihrer Jahresfeier eingeladen.

Auch minimalistisch sollte es sein. Mir war es wichtig, sich zu reduzieren. Doch gerade Kleinheit ist oft schwierig. Sie führt auf jeden Fall dazu, dass wir wirklich gut abwägen, was wir im Haus brauchen – seien es Möbel, Kleidung oder Spielzeug. Aber auch bei Lebensmitteln müssen wir uns das gut überlegen, denn auch der Platz in der Küche ist begrenzt. Es gibt nur zwei Herdplatten und einen kleinen Kühlschrank.

Das Tiny House hat 57 Quadratmeter Nutzfläche und ist sehr funktional.
Foto: Florian Albert

Und das Haus sollte funktional sein. Die Betten im Kinderzimmer können unter einem Podest im Nebenzimmer verschwinden, dafür schieben wir sie einfach in die Wand hinein – und schon ist aus dem Schlaf- ein Spielzimmer geworden, für den Fall, dass das Wetter mal schlecht ist. Die meisten Möbel hat der Bruder meiner Frau gemacht, dadurch sind sie ganz individuell auf das Haus zugeschnitten. Das macht vieles einfacher.

Alles was einen Wasseranschluss benötigt, liegt hinter einer Wand – Badezimmer, WC und Küche.
Foto: Florian Albert

Für mich war es wichtig, von einem Gebäude nicht besessen zu werden oder der Sklave eines Hauses zu sein. Wenn wir einmal drei Wochen nicht hier sind, ist es auch okay. Es wird automatisch gelüftet, das Haus ist ökologisch hoher Standard. Wir haben uns das alles gut überlegt und mit hochwertigen Materialien bauen lassen. So ist etwa alles, was einen Wasseranschluss benötigt, hinter einer einzigen Wand untergebracht – dort liegen Bad, WC und Küche. Auch warm wird es im Winter schnell. Die Heizung drehen wir von unterwegs schon über das Smartphone auf, wenn wir in Wien wegfahren.

Mit der Garage hat das Haus insgesamt 70 Quadratmeter.
Foto: Florian Albert

Die ganze Corona-Zeit haben wir hier verbracht. Mit Söhnen im Alter von acht und zehn Jahren war das eine ganz schöne Mischung – Homeschooling, Homeoffice, und das in einem Tiny House. Da hätten wir ein Büro schon gut brauchen können. Aber ansonsten ist das hier ja ein Wochenendhaus, in dem man nicht mehr Platz braucht. So war es von Anfang an gedacht, und daher reicht uns der Platz auch aus. Ich liebe das Waldviertel schon ewig, ich bin seit 20 Jahren immer wieder da. Die Gegend ist einfach so vielfältig. In zehn Minuten sind wir am Ottensteiner Stausee. Es gibt Wälder, schöne Landschaften, viele Outdoor-Möglichkeiten – Tennisspielen, Baden, Eislaufen, und die Buben fahren im Garten Motocross. Ein großer Pluspunkt ist, dass es nicht weit nach Wien ist.

Im Kinderzimmer verschwinden die Betten, wenn nötig, einfach in der Wand – und schon ist Platz zum Spielen, falls draußen das Wetter mal schlecht ist.
Foto: Florian Albert

Vor eineinhalb Jahren sind wir hierhergezogen. Dann haben wir gleich das ganze Dorf eingeladen, um alle kennenzulernen. Anfangs gab es eine gewisse Zurückhaltung von den Nachbarn, aber mittlerweile verstehen wir uns gut. Allerdings wundern sie sich immer noch, warum wir keinen Zaun aufstellen. Dass man bei uns direkt ins Haus schauen kann, scheint für die Menschen hier doch etwas verwunderlich." (Protokoll: Bernadette Redl, 31.8.2020)