Der Sumida zählt vielleicht nicht zu den prominentesten Flüssen der Welt. Aber er sorgt dafür, dass auch Tokio in einem Mündungsgebiet liegt.
Foto: APA/AFP/MARTIN BUREAU

Ob New York oder Tokio: Beide teilen die Eigenschaft, im Mündungsgebiet eines Flusses zu liegen – so wie 19 weitere der 30 größten urbanen Zentren der Welt. Fast 60 Prozent der Weltbevölkerung wohnen in der Nähe von Mündungsgebieten, berichtet die ETH Lausanne (EPFL), und das hat angesichts des steigenden Meeresspiegels einige Brisanz.

Mündungsgebiete lassen sich in zwei Typen einteilen, je nachdem, ob der Mündungskanal eng oder breit ist. Um die kritischen Verhältnisse zwischen Kanalgröße und Hochwasser- und Küstenerosionsrisiko zu berechnen, modellierte ein EPFL-Team mit Kollegen aus Australien 200 Flussmündungen. Das Modell sollte Aufschlüsse liefern, wie sich Überschwemmungen und Küstenerosion in Mündungsgebieten eindämmen lassen.

In einigen Städten werden Maßnahmen notwendig werden

Laut dem Modell verringert sich der Tidenhub – also die Höhendifferenz zwischen Hoch- und Niedrigwasser – um 20 bis 60 Prozent, wenn die Kanäle um 80 Prozent verengt werden. Damit steigt zwar die maximale Geschwindigkeit der Gezeitenströmung im verengten Teil des Kanals. Im Mündungsteil sinkt sie jedoch.

Für einige Städte dürfte eine Verengung der Mündungseingänge notwendig sein, um eine Katastrophe bis 2100 abzuwenden, schreiben die Autoren. Das im Fachmagazin "Estuarine, Coastal and Shelf Science" vorgestellte Modell ebne den Weg, geeignete Maßnahmen für gefährdete Gebiete zu eruieren. "Wir können definitiv eine reale Nutzung unseres Modells außerhalb des Labors erkennen", sagte der EPFL-Forscher und Mitautor Giovanni De Cesare. (APA, red, 29. 8. 2020)