Österreich pflegt einen lockeren Umgang mit Pestiziden. Die EU hat etwa bienenfeindliche Neonicotinoide mit einem Totalverbot belegt. Niederösterreich und die Steiermark umgehen es ungeniert mit Notfallszulassungen. Länder wie Luxemburg verbannen den umstrittenen Unkrautvernichter Glyphosat von den Feldern. Österreichs Bauern halten ihm getreu die Stange. Nun nutzt die Agrarbranche die Schließung einer Zuckerfabrik, die seit Jahren auf der Kippe stand, dazu, um löchrige Regeln für Insektizide weiter aufzuweichen.

Länder wie Luxemburg verbannen den umstrittenen Unkrautvernichter Glyphosat von den Feldern. Österreichs Bauern halten ihm getreu die Stange.
Foto: imago/Christian Ohde

Dass Chemie Landwirtschaft erleichtert, ist klar. Doch der Zickzackkurs, den Österreich fährt, ist riskant. Das Land verkauft sich international als Feinkostladen, während es zugleich Standards in der Produktion verwässert. Die Regierung will die Österreicher zu Konsumpatrioten erziehen, ignoriert aber den Wunsch der Bevölkerung nach Ökologisierung. Landwirtschaft wird hoch subventioniert. Die Politik hätte es in der Hand, über Förderungen steuernd einzugreifen.

Rund 4.000 Tonnen an Pestiziden bringen Bauern hierzulande jährlich aus. Das Thema wird emotional und unsachlich diskutiert. Dazu beigetragen hat freilich der intransparente Einsatz der Spritz- und Beizmittel: Wer exakte Daten nach ihrer Anwendung sucht, stößt auf Mauern. Einblicke in Studien der Chemieriesen, die Behörden als Basis für ihre Zulassungen dienen, gibt es nicht. Vertrauen schaffen geht anders. (Verena Kainrath, 28.8.2020)