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Wien – Ein Routenplaner, der das gesamte Verkehrsgeschehen abdeckt, öffentlichen Verkehr ebenso wie Individualverkehr mit Auto, Rad und Fußweg – das war das Ziel der Verkehrsauskunft Österreich (VAO). 2015 wurde sie gestartet und nun vom Rechnungshof (RH) untersucht. In seinem Bericht übt dieser jetzt massive Kritik. Allein die Projektphase kostete bereits knapp 16,5 Millionen Euro.

"Auf Basis der bekannten Parameter bestand kaum eine Aussicht darauf, dass die Verkehrsauskunft Österreich jemals ihre Aufwendungen durch Erträge aus dem Verkauf des Routenplaners vollständig abdecken können wird", ziehen die Prüfer ein ernüchterndes Fazit.

Start war Sommer 2014

Die VAO war im Sommer 2014 von der damaligen Verkehrsministerin Doris Bures (SPÖ) vorgestellt und nach einem interimistischen Betrieb 2015 von den Gesellschaftern Verkehrsministerium, Asfinag, Arge ÖVV, ÖBB, BMK und ÖAMTC gegründet worden. Für die Nutzung der Routingservices der VAO zahlten auch die Gesellschafter Serviceentgelte. Die Eigentümer der VAO waren somit gleichzeitig Gesellschafter und Geschäftskunden, kritisieren die Prüfer.

"Von Adresse zu Adresse in ganz Österreich, egal mit welchem Verkehrsmittel!", so wird auf der Homepage der VAO geworben. Eine eigene Plattform gibt es allerdings nicht: Wer eine Adresse eingibt, wird zu einem der Partner weitergeleitet – nach dem Zufallsprinzip. So wird beispielsweise eine Routing-Anfrage im Land Niederösterreich auf die Webseite des Verkehrsverbunds Tirol weitergeleitet. Neben der Tatsache, dass die VAO über keinerlei Bekanntheit verfügt – nur einige hundert Endkunden pro Monat fragten auf der Website Routingservices ab –, kritisiert der RH nun auch, dass dadurch die "Benutzerfreundlichkeit beeinträchtigt" wird, wenn Kunden auf Websites weitergeleitet werden, die "mitunter einen geringen räumlichen oder sachlichen Bezug zur abgefragten Route aufwiesen". Die Prüfer empfehlen, dass die VAO vielmehr bei direkt an sie gestellte Routing-Anfragen diese auch auf der eigenen Website anzeigen soll.

Taxis und Carsharing fehlen im Planer

Private Angebote wie Taxi oder Carsharing sind in das System gar nicht integriert. Die Gesellschafter der VAO verwenden im Übrigen auch eigene Routenplaner. Einen solchen bietet etwa der ÖAMTC an, die ÖBB setzt auf die Fahrplanauskunft "Scotty" sowie den ÖBB-Ticketshop. Der RH empfiehlt der VAO, "ihre Routingservices verstärkt aktiv zu bewerben, um so die Bekanntheit ihrer österreichweiten Routingservices für den öffentlichen wie auch für den individuellen Verkehr zu erhöhen". Dafür müsse allerdings der Gesellschaftszweck geändert werden.

Der Rechnungshof kritisiert auch die Doppelgleisigkeit. Die VAO, der ÖBB-Ticketshop und der "Wegfinder", ein Routenplaner mit Fahrkartenverkauf, wurden fast zeitgleich zwischen 2010 und 2014 entwickelt. Außerdem startete das Verkehrsministerium 2017 mit ÖBB und Tiroler Verkehrsbetrieben das Projekt "Buchungsmaschine Tirol" auf Basis des ÖBB-Ticketshops. Zuletzt begannen im Oktober 2018 das Ministerium, die ÖBB, die Bundesländer, die Verkehrsverbünde und die Mobilitätsplattform Österreich das Projekt "ÖV 2022". Aus diesem Projekt sollen Grundlagen für eine österreichweit gemeinsam genutzte Vertriebsinfrastruktur aller öffentlichen Verkehrsanbieter erarbeitet werden. Beide Projekte verfolgten nach Angaben des Ministeriums ähnliche Ziele, nämlich eine österreichweite Buchungsplattform für den öffentlichen Verkehr einzurichten.

Adaptierungen gefordert

Durch die Entwicklung der unterschiedlichen Routenplaner und Ticketvertriebssysteme entstanden "beträchtliche Kosten". In der Projektphase kostete die Verkehrsauskunft Österreich 16,47 Millionen Euro, der Aufwand für die "Buchungsmaschine Tirol" betrug rund sechs Millionen Euro, für das Projekt "ÖV 2022" war im ersten Jahr rund eine Million vorgesehen. Der RH empfiehlt Adaptierungen, um "so frustrierte Aufwendungen und parallele Finanzierungen möglichst hintanzuhalten".

Der Rechnungshof fordert eine dringende Evaluierung des gesamten Projekts. Eine zentrale Empfehlung der Prüfer ist, dass es klare Beschlüsse über das künftige Geschäftsmodell und die weitere Finanzierung der VAO brauche. Auch der Aufwand und die Kosten für über Österreich hinausgehende Routingservices sollen evaluiert werden.

Verkehrsministerium will Empfehlungen prüfen

Das Verkehrsministerium will sich die Rechnungshof-Kritik zur Verkehrsauskunft anschauen, wurde am Freitagnachmittag angekündigt. "Wir werden die Empfehlung des Rechnungshofbericht zur Verkehrsauskunft Österreich VOA GmbH, vor allem da es sich um Projekte im Entstehungszeitraum von Vorgängerregierungen handelt, genau prüfen und zu gegebener Zeit entsprechend bewerten", hieß es aus dem Ministerium.

(APA, 28.8.2020)