Der ORF-Spartenkanal ORF Sport Plus zeigt Aktuelles, aber auch Schätze aus dem ORF-Archiv wie "Sport am Montag" mit Moderator Sigi Bergmann – hier auf einem Foto aus dem Jahr 1975 zu sehen.

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Wien – Auf dem Weg zur ORF-Strategie für die nächsten fünf Jahre geht es durchaus ans – teils über Jahrzehnte – Eingemachte. Welche Programme könnte der ORF in fünf, sechs Jahren gar nicht mehr linear ausstrahlen? Welche Angebote entwickeln sich von aneinandergereihten Radio- oder Fernsehsendungen zu digitalen Plattformen? Und produziert der ORF zuallererst für TV und Radio – oder spielt er seine online publizierten Beiträge und Formate eben auch noch im Fernsehen oder Radio aus?

Solche Fragen beschäftigen ORF-Chef Alexander Wrabetz und die Vorsitzenden und Fraktionsführer im ORF-Stiftungsrat nach Infos des STANDARD derzeit beim Basteln an der ORF-Strategie 2021 bis 2025.

Welche Kanäle könnten ein Ablaufdatum bekommen? ORF 1 womöglich, dessen jüngere Zielgruppe eher in der digitalen Welt zu finden ist? Das schließen Menschen mit Einblick in den Strategieprozess kategorisch aus. Aber: Das Angebot des Sportspartenkanals ORF Sport Plus könnte im Sportchannel der Streamingplattform ORF-Player gut aufgehoben sein, heißt es als Beispiel für mögliche Rückzugsfelder.

An die Werbe-Cashcow Ö3 oder auch FM4 oder Ö1 ist da nicht gedacht. Privatsender verlangten schon, etwa Ö1 aus Ukw ins Digitalradio DAB+ zu verlegen. DAB ist aber ein ähnlich linearer Abspielweg, bisher nur mit einem Bruchteil des Publikums.

Viertel der Belegschaft geht

Bei der nächsten Sitzung mit den Stiftungsräten am Montag soll es nach STANDARD-Infos in einem Schwerpunkt aber auch um die Strategie für die ORF-Radios gehen. Thema sind etwa "Hybridstrategien", vor allem für jene Sender, deren Programme näher an digitalen Podcastformaten sind, also Ö1 und FM4. Ö3 und die neun Bundesländerradios sind deutlicher als "Flow-Kanäle" ausgerichtet, also lineare Radioprogramme.

Drittes großes Strategie-Thema neben Digitalem und Player sowie Radiostrategien für kommenden Montag ist das ORF-Personal und Human Resources.

Bis 2025 wird rund ein Viertel der rund 3200 ORF-Beschäftigten in Pension gehen. Zugleich sind heute nur knapp 100 ORF-Mitarbeiter unter 30. Der ORF braucht Nachwuchs mit neuen Qualifikationen für die Positionierung als "öffentlich-rechtliche Plattform".

Weiterer Spardruck erschwert diesen großen Generationswechsel und Rekrutierung. (fid, 29.8.2020)