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Großevents wie die Konzerte in Ischgl wird es heuer nicht geben. Doch auch für eine Wintersaison mit Abstandsregelungen fehlen der Wirtschaftskammer Tirol noch ausreichend Vorgaben der Regierung.

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Innsbruck – Angesichts der nahenden Wintersaison – Sölden startet im Oktober – fordern Tirols Touristiker einheitliche und praxistaugliche Regelungen seitens der Bundesregierung, wie der Fremdenverkehr in Pandemiezeiten funktionieren kann. Bisher sei man in Wien in der Sache "säumig", was für Unruhe unter Hoteliers und Gastronomen sorge. Für Wirtschaftskammerpräsident (WKT) Christoph Walser (ÖVP) ist Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) hauptverantwortlich. Dementsprechend hart geht er mit ihm ins Gericht: "Bis heute kam keine klare Ansage von ihm. Stattdessen schiebt er die Verantwortung auf die Landeshauptleute und die Bezirksbehörden ab."

Darauf angesprochen, dass die Tourismusministerin und die Wirtschaftsministerin seiner türkis-schwarzen Partei angehören, räumte Walser ein, dass auch sie gefordert seien und einen Gang zulegen müssen. Doch im Fokus seiner Kritik blieb Anschober. Aus Tirol habe man ihm schon vor Wochen ein fertiges, von Medizinern abgesegnetes Konzept geschickt, aber bis heute keine Antwort erhalten.

Regelungen seien so nicht umsetzbar

Ein Hauptkritikpunkt ist die K1-Regelung, der zufolge auch enge Kontaktpersonen von Covid-19-Infizierten zehn Tage in Quarantäne müssen. Das sei im Tourismus nicht umsetzbar. Die WKT will daher ein Modell wie in der Pflege oder der Landwirtschaft, wo sich solche Kontaktpersonen "frei testen" können, um schneller wieder arbeiten oder eben urlauben zu können.

Auch die angedachte Ampellösung hält WKT-Hotellerie-Obmann Mario Gerber (ÖVP) für nicht ausgereift und fordert, dass nicht nur die Einwohnerzahl eines Ortes, sondern ebenso die Gästezahl bei der Einstufung mitberücksichtigt werden sollten.

Hilfe auch für Nachtlokale und Clubs

Staatliche Hilfe in Form von Fixkostenzuschüssen wird für Après-Ski-Lokale gefordert, die wegen der Corona-Maßnahmen heuer gar nicht öffnen können. Auf Nachfrage bestätigt WKT-Gastronomie-Obmann Alois Rainer (ÖVP), dass diese Forderung auch für Nachtlokale, Clubs und Diskotheken gelte, die zum Teil seit Monaten geschlossen sind.

Gesundheitsminister Anschober antwortet auf die Tiroler Kritik mit grundsätzlichem Verständnis: "Wir sind mit dem Tourismusministerium und den Bundesländern in Verbindung, wissen um die Herausforderungen in dieser Branche und arbeiten an einer Lösung." Er verweist darauf, dass auch in anderen Staaten, "etwa der Schweiz oder Italien", an Konzepten für den Wintertourismus gearbeitet wird. Man bemühe sich daher um "gemeinsame Grundstandards". (ars, 28.8.2020)