Corona-Test im indischen Bundesstaat Assam: Das Land hat in der Nacht auf Sonntag einen neuen Rekord für die Zahl der weltweiten Corona-Infektionen aufgestellt.

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Das Wichtigste in Kürze:

  • In Österreich wurden von Samstag auf Sonntag 181 positive Corona-Testergebnisse verzeichnet. 51 davon entfielen auf Wien, 40 auf Niederösterreich.
  • Die Gespräche über neue Regeln für das Homeoffice in Österreich sollen bereits im September beginnen, heißt es aus dem Arbeitsministerium.
  • Ein symptomloser Steirer wurde nach einem Telefonat mit dem Amtsarzt ohne negativen Corona-Test aus der Quarantäne entlassen. Sein Arbeitgeber verlangte trotzdem einen Test – und dieser fiel prompt positiv aus.
  • Die Zahl der weltweit registrierten Corona-Fälle ist in der Nacht von Samstag auf Sonntag laut mehreren Zählungen über die 25-Millionen-Marke gestiegen.
  • Zudem sind zwei weitere Fälle von mehrmaligen Infektionen mit Sars-CoV-2 bekanntgeworden. Die WHO geht aber weiter von Einzelfällen aus.
  • Keine neuen Fälle – jedenfalls keine aus landesinterner Ansteckung – gibt es erneut in China. Laut Behörden ist dies zum 14. Tag in Folge gelungen.
  • In Deutschland steigen indes zwar die Infektionszahlen, zugleich aber nicht jene der Schwerkranken. Hintergrund ist eine geänderte Altersstruktur der Infizierten.
  • Deutsches Verfassungsgericht bestätigte Verbot von Protestcamp.
  • In Ungarn gibt es derweil fast 300 neue Fälle binnen 24 Stunden. Das ist ein Rekordwert für das bisher weitgehend verschonte Land.
  • Indien hat hingegen im gleichen Zeitraum einen neuen traurigen Rekord aufgestellt. Binnen 24 Stunden wurden 78.000 Neuinfektionen festgestellt, so viele wie noch nie.
  • Brasilien hat indes die Schwelle von 120.000 Corona-Toten überschritten, auch die Infektionszahlen gehen kaum zurück.
  • Großbritannien meldete 1.715 Neuinfektionen.
  • In Italien hat der Bürgermeister der Stadt Sutri indes ein Maskenverbot erlassen und das Tragen unter Strafe gestellt.
  • Die Folgen der Krise haben indes ein neues wirtschaftliches Opfer gefunden. Die kolumbianische Airline Avianca muss mit Staatsgeld gerettet werden.

181 neue Corona-Fälle in Österreich

Nach fast 400 Fällen am Vortag sind die Zahlen der gemeldeten Neuinfektionen am Sonntag in Österreich wieder etwas zurückgegangen. 181 Sars-CoV-2-Infektionen wurden Stand 9.30 laut einer gemeinsamen Mitteilung von Gesundheits- und Innenministerium verzeichnet. Dabei entfielen 51 Fälle auf Wien, 40 auf Niederösterreich. 33 Infektionen gab es in Tirol, 20 in der Steiermark und zehn in Salzburg. Die übrigen Bundesländer vermeldeten einstellige Zahlen, in Kärnten gab es gar keinen positiven Test.

Insgesamt gab es damit bis Sonntag 27.166 positive Testergebnisse in Österreich. Davon sind 733 Personen gestorben und 23.070 sind wieder genesen. Derzeit befinden sich 140 Personen aufgrund des Corona-Virus in krankenhäuslicher Behandlung und davon 30 der Erkrankten auf Intensivstationen.

Homeoffice – Gespräche starten im September

Bei den Vorschlägen für neue, konkrete Regelungen fürs Homeoffice soll es nun recht rasch gehen. Arbeitsministerin Christine Aschbacher (ÖVP) will im September die Sozialpartner zu ersten Gesprächen treffen, "um gemeinsam den Weg für ein Homeoffice-Gesetz zu ebnen", hieß es aus ihrem Ressort.

Das Arbeitsministerium habe zu Beginn des Sommers auch eine Arbeitsgruppe mit Experten eingesetzt. Es gehe darum, wie das Arbeitsrecht moderner und flexibler gestaltet werden könne, um den Anforderungen der Digitalisierung zu entsprechen. Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl hatte in der APA bereits klargemacht, dass die Heimarbeit für beide Seiten freiwillig sein müsse. Und "sollte jemand an der 11-Stunden-Nachtruhe sägen, dann kommt von uns auf jeden Fall ein Nein."

Noch infizierter Steirer wurde ohne negativen Corona-Test aus Quarantäne entlassen

Die "Kleine Zeitung" berichtet von zwei Steirern, die mit dem Coronavirus infiziert waren. Nach zehntägiger Quarantäne seien sie nach einem Telefonat mit dem Amtsarzt aus der Quarantäne entlassen worden, ohne einen negativen Corona-Test absolviert haben zu müssen. Bei einem stellte sich dies als Irrtum heraus: Seine Firma bestand auf einen Test und dieser fiel prompt erneut positiv aus – danach musste der Steirer doch in eine erneute Quarantäne.

Amtsärztin Maria Anna Wlasak von der Bezirkshauptmannschaft Graz-Umgebung sagt dazu: "Positiv getestete Personen mit leichtem Krankheitsverlauf dürfen ohne weitere Testung als genesen freigegeben werden. Frühestens zehn Tagen nach dem Auftreten erster Symptome, 48 Stunden Symptomfreiheit und einem medizinischen Gespräch."

Je nach Krankheitsverlauf gebe es verschiedene Kriterien zum Beenden der Quarantäne. Patienten, die etwa noch Symptome wie Husten, Geruchs- oder Geschmackslosigkeit angeben, werden erneut getestet, gefährdete Personengruppen und medizinisches Personal ebenso. Aber eben nicht automatisch jede Person: "Weil das Epidemiegesetz verlangt, dass keine weitere Infektiosität mehr besteht. Und Experten, die diese Vorgaben festlegen, meinen, dass der Patient dann nicht mehr ansteckend ist", so Wlasak.

Weltweit mehr als 25 Millionen Corona-Fälle

Weltweit ist die Zahl der nachgewiesenen Corona-Infektionen am Sonntag auf mehr als 25 Millionen, wie eine Zählung der Nachrichtenagentur AFP auf der Grundlage offizieller Angaben ergab. Auch die Agentur Reuters meldete, die Marke sei in der Nacht überschritten worden. Die Weltgesundheitsorganisation WHO steht bei 24,6 Millionen.

Fast 40 Prozent der Gesamtfälle wurden in den USA und Brasilien registriert. Rund um den Globus sind bereits mehr als 842.900 Menschen an der vom Virus ausgelösten Krankheit Covid-19 gestorben.

Zwei weitere wiederholte Infektionen

Nach ersten Meldungen aus Asien und Europa berichten nun auch Wissenschafter aus den USA und Ecuador über Fälle, in denen sich Menschen offenbar ein weiteres Mal mit Corona infiziert haben. Bei beiden Betroffenen sorgte die zweite Infektion für schwerere Symptome als die erste, wie Richard Tillett (US-Universität Nevada) und das Institut für Mikrobiologie der Universität von Quito berichteten.

Bei dem Fall im US-Bundesstaat Nevada handelt es sich um einen 25-Jährigen mit Erkältungssymptomen und Durchfall, der Mitte April positiv auf SARS-Cov-2 getestet worden war. Ende Mai suchte er mit Symptomen wie Fieber, Kopfweh und Husten erneut ärztliche Hilfe, zeitweise musste er beatmet werden. Erbgutuntersuchungen hätten gezeigt, dass erste und zweite Infektion auf verschiedene Varianten von SARS-CoV-2 zurückgingen, so die Forscher.

Auch bei dem Ecuadorianer gingen die beiden Infektionen auf verschiedene Varianten des Virus zurück, wie das Institut in Quito mitteilte. Insgesamt sind damit nun sechs Fälle unter den rund 25 Millionen bisher insgesamt Infizierten bekannt. Die Weltgesundheitsorganisation WHO geht weiterhin von Einzelfällen aus.

14 Tage ohne Inlands-Infektionen in China

In China haben die Behörden den 14. Tag in Folge keine neue Coronavirus-Ansteckung im Inland registriert. Das ist der längste Zeitraum seit Beginn der täglichen Infektionszählungen Ende Jänner. Gemeldet wurden wie am Vortag neun Erkrankungen, bei denen es sich um Einreisende handeln soll.

Bei den in China gesondert registrierten Infektionen ohne Krankheitssymptome wurden vier neue Fälle gemeldet nach zehn Fällen am Tag zuvor.

Wenige Schwerkranke trotz mehr Infektionen in Deutschland

Trotz gestiegener Infektionszahlen liegen in deutschen Kliniken weiterhin vergleichsweise wenige Corona-Patienten. Nach den aktuellsten Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) waren in der Woche vom 17. bis 23. August rund 9.200 Menschen als Infizierte gemeldet worden – fast vier Mal so viele wie sechs Wochen zuvor. Von den Infizierten von denen es Informationen gab (6.981), waren 323 im Spital.

Vor sechs Wochen lag die Zahl der in Deutschland Hospitalisierten nur wenig niedriger. Auch die Zahl der Corona-Patienten auf Intensivstationen ist in dem Land seit Wochen ziemlich stabil und auf vergleichsweise niedrigem Stand. Todesopfer werden nur selten registriert.

Ein Grund für die vergleichsweise niedrige Anzahl der Corona-Patienten in Krankenhäusern könnte das gesunkene Durchschnittsalter der Neuinfizierten sein. Hinzu kommt eine veränderte Teststrategie und mehr Wissen bei den Behandlungsmethoden.

Deutsches Verfassungsgericht bestätigte Verbot von Protestcamp

Das deutsche Bundesverfassungsgericht hat einen Eilantrag gegen das geplante Verbot einer Dauermahnwache von Gegnern der Corona-Maßnahmen in Berlin abgelehnt. Das Protestcamp sollte vom 30. August bis zum 14. September auf der Straße des 17. Juni aufgeschlagen werden.

Das deutsche Verfassungsgericht erklärte hingegen am Sonntagabend unter anderem, die Einschätzung eines zuvor schon ergangenen gerichtlichen Verbots sein offensichtlich nicht unzutreffend. Demnach sei bei der Durchführung des Camps eine unmittelbare Gefährdung der öffentlichen Sicherheit vor allem deshalb zu befürchten, weil die Veranstaltungsteilnehmer aus Gründen des Infektionsschutzes gebotene Mindestabstände nicht einhalten würden.

Das Verwaltungsgericht Berlin hatte die geplante Dauermahnwache erlaubt. Gegen die darauf folgende OVG-Entscheidung hatten die Anmelder einen Eilantrag gestellt.

Neue Rekordzahl an Corona-Infektionen in Ungarn

In Ungarn sind am Sonntag 292 neue Corona-Infektionen binnen 24 Stunden vermeldet worden. Es handelt sich um den höchsten Tageswert seit Beginn der Pandemie im Land im März. Am Vortag waren auf der Corona-Webseite der Regierung 158, am Freitag 132 Neuansteckungen verzeichnet worden. Das Zehn-Millionen-Einwohner-Land war bis vor kurzem durch ein eher schwaches Infektionsgeschehen gekennzeichnet.

Experten führen den sprunghaften Anstieg der letzten Tage auf ein sorgloseres Verhalten vor allem der jüngeren Bevölkerung und auf vermehrte Tests zurück. Zugleich blieb die Zahl der im Krankenhaus behandelten Corona-Patienten sowie der in Intensivpflege befindlichen Menschen bisher unverändert niedrig. Wegen der steigenden Infektionszahlen schließt Ungarn am Dienstag seine Grenzen für die meisten Ausländer.

Trauriger Rekord in Indien

Die indischen Behörden haben am Sonntag mehr als 78.700 Neuinfektionen binnen eines Tages mit dem neuartigen Coronavirus gemeldet. In den vergangenen 24 Stunden seien 78.761 neue Infektionsfälle registriert worden, teilte das Gesundheitsministerium in Neu Delhi mit. So viele Infektionsfälle binnen eines Tages waren seit Beginn der Corona-Pandemie noch in keinem Land nachgewiesen worden.

Bisher hielten die USA den Rekord bei den täglichen Neuinfektionen: Dort hatten die Behörden am 17. Juli 77.638 Neuinfektionen gemeldet. Experten gingen aber schon bisher davon aus, dass die Dunkelziffer bei den Infektionsfällen in Indien sehr hoch ist, da verhältnismäßig wenig getestet wird.

Schon 120.000 Tote in Brasilien

Gut sechs Monate nach seinem ersten Corona-Fall hat Brasilien die Schwelle von 120.000 Pandemie-Toten überschritten. In dem südamerikanischen Land mit knapp 220 Millionen Einwohnern starben inzwischen 120.262 Menschen an oder mit dem neuartigen Coronavirus, wie das Gesundheitsministerium am Samstag mitteilte. Mehr als 3,8 Millionen Menschen in dem Land haben sich mit dem Virus infiziert.

Die Behörden meldeten 41.350 Neuinfektionen, wobei der rechtsextreme Staatspräsident Jair Bolsonaro nach Ansicht seiner Kritikerinnen und Kritiker mehrere Schritte gesetzt hat, die zur mangelhaften Zählung und einer vermutlich hohen Dunkelziffer führen dürften.

Brasilien ist weltweit das zweite Land mit mehr als 120.000 Corona-Toten. Noch mehr Tote zählen nur die USA mit mehr als 182.000. Anders als in Europa und Asien, wo die Infektionszahlen und Todesfälle zunächst stark anstiegen und dann mit den Ausgangssperren wieder zurückgingen, verharrt die Pandemie in Brasilien seit drei Monaten auf einem hohen Niveau mit durchschnittlich rund tausend Todesfällen am Tag. Allerdings haben sich Zahlen der Neuinfektionen und der Todesfälle in den vergangenen Wochen allmählich etwas stabilisiert.

Großbritannien meldete 1.715 Neuinfektionen

Großbritannien hat einen deutlichen Anstieg der Neuinfektionen gemeldet. Zuletzt gab es Regierungsdaten zufolge 1.715 Fälle binnen 24 Stunden. Am Samstag waren es 1.108 gewesen. Eine weitere Person starb im Zusammenhang mit dem Virus, am Samstag waren es noch zwölf gewesen.

Großbritannien hat die Tests zuletzt ausgeweitet – vor allem in Bereichen, wo es zu lokalen Virus-Ausbrüchen gekommen ist.

Rettung für Avianca

Kolumbiens Regierung wird sich an der finanziellen Neuaufstellung der kolumbianischen Fluggesellschaft Avianca beteiligen – mit einem Darlehen von bis zu 370 Millionen Dollar (rund 310 Mio Euro). Damit solle der Betrieb aufrechterhalten werden, hieß es in einer Mitteilung des Finanzministeriums vom Samstag (Ortszeit). Avianca hatte wegen des massiven Umsatzrückgangs infolge der Corona-Krise im Mai Insolvenz angemeldet.

Die Holding und mehrere Tochterunternehmen beantragten nach eigener Angabe Gläubigerschutz nach Kapitel 11 des US-Insolvenzrechts. Wegen der Reisebeschränkungen in der grassierenden Corona-Pandemie musste Avianca Mitte März seinen regulären Betrieb weitgehend einstellen. Die Rettungsaktion müsse noch von dem Richter, der mit dem Fall in New York betraut ist, bewertet und autorisiert werden, hieß es in der Mitteilung weiter. (red, APA, dpa, Reuters, 30.8.2020)