Plug-in-Hybride sind die Kombination des Besten aus beiden Antriebswelten – oder des Schlechtesten. Das entscheidet der Nutzer – ein bisserl auch die Entfernung zum Ziel. Was weiter als 50 Kilometer von der letzten Steckdose weg ist, wird man rein elektrisch angetrieben mit den beiden Autos hier nicht erreichen.

Der XC40 T6 ist ein Plug-in-Hybrid, der einen Dreizylinder-Benziner mit einem 60 kW-E-Motor.
Foto: Guido Gluschitsch
Grafik: der Standard

Auch wenn deren elektrische Reichweite ziemlich gleich ist, sind beide Fahrzeuge grundverschieden. Der V60 ist ein klassischer Familienkombi, eine Wohltat fürs Auge jener, welche die SUVs nicht mehr sehen können. Der XC40 ist ein kompakter SUV. Auch er eignet sich hervorragend als Familienmobil, und sogar er sticht mit seinem schnörkellosen Design aus der SUV-Masse hervor.

Beiden gemein ist, wie komfortabel sie sind – und wie bemüht, den Passagieren die Fahrt so angenehm wie möglich zu machen. Da poltert nichts, da greift man nicht unfreiwillig auf hartes, sprödes Plastik. Der Innenraum hat etwas Nobles und Beruhigendes.

Der kühle und sehr komfortable Innenraum des Test-XC40.
Foto: Guido Gluschitsch

Neben der Spur

Umso größer ist der Schreck, wenn dann so ein Schmeichel-Volvo in einer Autobahnbaustelle auf einmal gegen die Mittelleitwand lenkt, weil der Spurhalteassistent die roten gültigen Linien ignoriert und den weißen ungültigen folgt. Aber das soll jetzt keine Kampfschrift gegen Fahrassistenzsysteme werden, die im Alltag scheitern. Das Problem haben Autos anderer Hersteller auch und basiert auf unserer endlosen Ergebenheit der Euro-NCAP-Crashtests – was der Verein Euro-NCAP gerne dazu nutzt, die Autobauer mit dem verpflichtenden Einbau von Assistenzsystemen vor sich herzutreiben. Schauen wir uns lieber an, was diese Fahrzeuge, abseits vom feinen Innenraum so besonders macht.

Der V60 ist ein klassischer Kombi mit einem modernen Antrieb.
Foto: Guido Gluschitsch
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Das ist zum Beispiel die Art, wie Volvo den E-Motor einsetzt. Der sitzt an der Hinterachse, ist kräftig genug das Auto allein anzutreiben oder es alternativ zu einem guten Allradler zu machen. Der Verbrenner treibt nämlich allein die Vorderräder an. Das ist eine ziemlich gute Idee, weil man so Antriebslasten recht frei zwischen den beiden Achsen verteilen kann.

Während die E-Motoren in beiden Modellen ähnlich sind, arbeitet im XC40 T5 ein Dreizylinder-Turbo-Benziner, im größeren V60 T6 ein Vierzylinder. Letzterer ist gerade in der Kombination mit dem E-Motor ein recht souveräner Antrieb mit 340 PS. Aber auch im 262 PS starken T5 fehlt es einen nie an Vortrieb. Und der Dreizylinder nervt auch nicht oder rüttelt einem die alten Plomben aus den Beißern. Nicht einmal volle Akkus braucht man, um von dem Doppelantrieb profitieren zu können.

Ein Blick in den Innenraum des V60.
Foto: Guido Gluschitsch

Sind die Batterien zu leer, um den Wagen rein elektrisch antreiben zu können, fährt man im Grunde einen einfachen Vollhybriden. Rekuperationsenergie fließt in die Akkus und wird bei Bedarf, etwa beim Beschleunigen, wieder genutzt.

Zwei Seiten der Medaille

Das ist auf den ersten Blick eine gute Sache. Aus ökologischer Sicht sieht das aber anders aus. Denn weil sich an der Performance kaum etwas ändert, wird man nicht gerade dazu genötigt, den Volvo regelmäßig anzustecken. Allein der Spritverbrauch steigt mit leeren Akkus.

So schaut es meist im Kofferraum eines Plug-in-Hybriden aus, der oft an unterschiedlichen Steckdosen hängt.
Foto: Guido Gluschitsch

Liegt der Normverbrauch dort wie da bei rund zwei Liter Sprit und 16 kWh, werden da im Alltag, mit leeren Akkus schnell einmal sieben bis sogar zehn Liter draus, wenn man es eilig hat.

Anders herum geht es aber auch. Wer etwa viele Kurzstrecken fährt, kommt leicht mit dem E-Antrieb aus, was nicht nur die Umwelt, sondern auch den Verbrenner schützt – was für ein langes Autoleben spricht – und nicht zuletzt das Geldbörsel.

Man kann die Kabel bei Volvo aber auch ohne viel Mühe ordentlich versorgen.
Foto: Guido Gluschitsch

Für die Fahrt in den Urlaub hat man aber dennoch ein langstreckentaugliches Auto. Bleibt die Frage, wie preissensibel Volvo-Kunden sind und ob sie das Beste aus beiden Antriebswelten machen wollen. (Guido Gluschitsch, 31.8.2020)