IWF-Chefin Kristalina Georgieva diskutierte in Alpbach unter anderem mit Kanzler Sebastian Kurz.

Foto: APA / Barbara Gindl

Alpbach/Wien – Die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Kristalina Georgieva, erwartet nach dem Corona-bedingten Wirtschaftseinbruch weltweit einen ungleichen Aufschwung. "Die Erholung kommt, sie ist aber partiell und uneinheitlich", sagte Georgieva am Montag bei einer Online-Diskussionsrunde des Forum Alpbach, wo sie unter anderem mit Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) diskutierte.

Der Währungsfonds hat in der Corona-Krise vielen Ländern finanziell unter die Arme gegriffen. "Wir haben noch nie so viel, so schnell gemacht", sagte die IWF-Chefin. Ohne massive Corona-Hilfspakete der Staaten hätte es eine viel höhere Arbeitslosigkeit und mehr Insolvenzen gegeben. "Investieren Sie die Hilfsgelder intelligent für die Wirtschaft von morgen, und schützen Sie nicht die Wirtschaft von gestern", sagte Georgieva in Richtung der Staats- und Regierungschef. Nun müssten die Staaten selektiver dabei werden, wen sie unterstützen. Die Unterstützungsleistungen dürften nur Personen und Betriebe erhalten, die sie wirklich brauchen, forderte die IWF-Chefin.

Hoffnung in Deutschland

Zuvor hatte es am Montag gemischte Meldungen über das Wiederaufleben des Welthandels nach der ersten Phase der Corona-Krise gegeben. Der weltweite Güterhandel etwa erholt sich laut IfW-Institut deutlich schneller als in der Finanzkrise 2008/09. Nach einem kräftigen Einbruch zeichne sich nun eine V-förmige Belebung ab, teilten die deutschen Forscher am Montag mit. So sei der globale Warenhandel im Juni nur noch um rund neun Prozent unter dem Niveau vom Februar 2020 gelegen. Zuvor war er von Februar bis April 2020 dem IfW zufolge um 15 Prozent eingebrochen. Ähnlich sei die Lage auch im Euroraum.

Gestützt würden diese Erkenntnisse durch die Entwicklung der Schifffahrtsaktivität in wichtigen Regionen, gemessen an der Gesamtkapazität der beobachteten Containerschiffe. "In Amerika, Asien und Europa haben sich die Schiffsbewegungen normalisiert", sagte der IfW-Präsident Gabriel Felbermayr dazu. In Deutschland etwa steigt auch die Nachfrage nach Arbeitskräften wieder leicht. Nach wie vor liegt diese aber deutlich unter dem Vorjahreswert. In der zurzeit wirtschaftlich angespannten Lage seien weniger freie Stellen zu besetzen, weil weniger Menschen ihren Arbeitsplatz wechselten und es weniger Bedarf für zusätzliches Personal gebe, teilte die Bundesagentur für Arbeit am Montag mit.

Einbruch in Europa

In Österreich waren die Unternehmen hingegen im August wieder etwas pessimistischer als noch im Juli. Dabei hat sich die Einschätzung der tatsächlichen Situation verbessert, ist aber bei Dienstleistungen und Sachgütererzeugung im negativen Bereich geblieben, zeigt der Wifo-Konjunkturtest vom August, der am Montag veröffentlicht wurde. In Summe stieg der Wifo-Konjunkturklimaindex (saisonbereinigt) seit Juli zwar um 4,3 Punkte, er lag aber mit minus 10,7 Punkten weiter im negativen Bereich.

Wie sehr die Produktion damals gelitten hat, zeigen nun auch neue Daten der Statistik Austria. Im Mai 2020 ist der Umsatz im gesamten produzierenden Bereich (Sachgüter und Bau) demnach um fast ein Viertel (minus 23,5 Prozent) im Vorjahresvergleich eingebrochen. Von Jänner bis Mai betrug der Umsatzrückgang zur Vorjahresperiode 14,0 Prozent. Laut der Konjunktur-Frühschätzung gab es auch im Juli es weiterhin Rückgänge in der Industrie. Die Frühschätzungen zu Industrie und Bau zeigen für Juli einen Rückgang des Umsatzindex (minus 8,9 Prozent), des Beschäftigtenindex (minus 0,4 Prozent) sowie des Index der geleisteten Arbeitsstunden (minus 4,3 Prozent) im Vergleich zum Vorjahresmonat. (APA, red, 31.8.2020)