Nicht alle Rebellengruppen des Sudan werden den Friedensschluss mit Khartum unterschreiben: Aber mehr Chancen als das Doha-Abkommen von 2011, das schon einmal den schrecklichen Konflikt in Darfur beenden sollte, hat er allemal. Im Jahr 2011 hatte Machthaber Omar al-Bashir, der vom Internationalen Strafgerichtshof (ICC) wegen Menschenrechtsverbrechen in Darfur zur Verhaftung ausgeschrieben ist, noch acht Jahre an der Macht vor sich. Heute steht der Regierung in Khartum ein international anerkannter unabhängiger Experte, Abdalla Hamdok, vor.

Sudans Premier Abdalla Hamdok.
Foto: AFP/ASHRAF SHAZLY

Hamdok hat vergangene Woche auch das Versprechen an die ehemaligen Rebellen bestätigt, dass zum Friedensabkommen Recht und Gerechtigkeit für die hunderttausenden Opfer von Darfur gehören. Dass der im Sudan bereits wegen Korruption verurteilte Bashir dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag ausgeliefert wird, mag man jedoch erst glauben, wenn er dort tatsächlich persönlich vor den Richtern steht. Hamdok hat dem ICC "Zugang" zugesichert, das lässt auch eine andere Interpretation als die Auslieferung zu.

Dabei wird man sehen, ob sich die von Zivilisten geführte Regierung gegen die Militärs im "Souveränen Übergangsrat" – de facto die Präsidentschaft – durchsetzen kann: Die mächtige Nummer zwei, der Milizenführer "Hemeti" (Mohamed Hamdan Dagalo), ist nicht der Einzige, der wenig Interesse an einer Aufarbeitung der Verbrechen haben dürfte. (Gudrun Harrer, 31.8.2020)