Das Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus der Stadt Salzburg wurde erst 2002 – 57 Jahre nach der Befreiung vom NS-Terror – errichtet.

foto: thomas neuhold

Der gesamte Hain am Bahnhofsvorplatz wurde mit hellem Dachsteinkalk geschottert.

foto: thomas neuhold

Eine neue Licht-Architektur soll das Denkmal auch in der Nacht sichtbarer machen.

foto: stadt salzburg/killer

Wartehäuschen aus DDR-Restbeständen", "Sandlerhütte" oder "Taubenklo" – besonders schmeichelhaft waren die Bezeichnungen für das 2002 im Hain des Salzburger Bahnhofsvorplatzes errichtete Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus noch nie. 18 Jahre lang fristete das vom Kärntner Heimo Zobernig entworfene Denkmal in der architektonisch besonders tristen Umgebung des Verkehrsknotenpunktes ein Schattendasein.

Nur einmal im Jahr – am 27. Jänner, dem Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz – versammelten sich hier Vertreter der Opferorganisationen und der Israelitischen Kultusgemeinde zum gemeinsamen Gedenken.

Gedenkfeier 75-Jahre Kriegsende

Nun soll das Antifa-Mahnmal aus der Versenkung geholt werden. Etwas mehr als 100.000 Euro hat die Stadt in die Generalsanierung des Denkmals investiert. Ein neues Beleuchtungskonzept und vor allem die neue, helle Schotterdecke am Hain aus "Unkener Dachsteinkalk" soll die Sichtbarkeit der Sichtbetonskulptur erhöhen.

Diesen Mittwoch wird die Stadt in einer kleinen Gedenkfeier zum 75 Jahren Ende des Zweiten Weltkrieges das frisch renovierte Mahnmal seiner Bestimmung übergeben.

Die für Sanierung verantwortliche Baustadträtin Martina Berthold (Grüne) wünscht sich, "dass das Mahnmal am Bahnhofsvorplatz nun mehr in die Aufmerksamkeit rückt." Bis dato konnten sich mangels technischer Voraussetzungen für Veranstaltungen wie beispielsweise Stromanschlüsse weder die Opferorganisationen noch die Kulturszene mit dem Antifa-Mahnmal trotz zentraler Lage wirklich anfreunden.

Grete Schütte-Lihotzky

Dies wird vielfach mit der Entstehungsgeschichte in Verbindung gebracht. Denn bereits in den 1950er-Jahren hat es für den Standort einen Denkmalentwurf gegeben. Dieser stammte aus der Feder der prominenten Architektin und Widerstandskämpferin Grete Schütte-Lihotzky. Die überwiegend sozialdemokratisch orientierte Stadtregierung hatte die Umsetzung des als antifaschistischer Winkel gestalteten Entwurfes aber verhindert.

Das von Schütte-Lihotzky konzipierte Denkmal gibt es heute dennoch – es steht seit 1953 in verkleinerter Form im steirischen Knittelfeld. In Salzburg wurde dann erst 57 Jahre nach der Befreiung vom Nationalsozialismus das aktuelle Mahnmal eingeweiht, das sich als unfertig gestaltete, nur von drei Säulen getragene Hütte präsentiert. (Thomas Neuhold, 2.9.2020)