Wo war eigentlich der Bürgermeister? Weder bei der Eröffnung noch beim Bilanztermin zur Gürtelfrische West, dem umstrittenen Poolareal am Wiener Gürtel, ließ sich Michael Ludwig blicken. Dabei sprachen die Initiatoren, die Bezirkschefs von Neubau und Rudolfsheim-Fünfhaus, von einem rot-grünen Erfolgsprojekt. Auch Vizebürgermeisterin Birgit Hebein fand nur lobende Worte für den Pool, der von der Opposition heftig kritisiert worden war. Zu teuer und absurd, den Gürtel zu sperren, so die Projektgegner.

Gürtelfrische West am Wiener Gürtel.
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Vielmehr ist es aber wohl so, dass jene, die nur abwertend über den dreiwöchigen Versuch zur Eroberung des öffentlichen Raums sprachen, nicht ganz verstanden haben, worum es geht: dass getestet werden sollte, wie Verkehrsberuhigung in diesem Bereich von Wien funktionieren kann.

Das Verkehrschaos ist ausgeblieben, auch die Kosten sind im Rahmen geblieben. Jeder in Wien lebende Steuerzahler musste zwölf Cent opfern, rechnete der rote Bezirkschef aus dem 15. Bezirk, Gerhard Zatlokal, vor. Ihm bei der Bilanzpressekonferenz zuzuhören war eine Wohltat. "Das ist keine Aktion gegen Autofahrer, sondern eine Aktion für Menschen", sagte er etwa. Bleibt zu hoffen, dass ihm seine Parteikollegen gut zugehört haben. Denn auch hier hat Zatlokal recht: Es geht nicht um die nächsten fünf oder zehn Jahre, sondern darum, welche Stadt wir unseren Kindern hinterlassen. (Rosa Winkler-Hermaden, 1.9.2020)