Günther Oberhollenzer: "Als ich vor circa 20 Jahren von Südtirol nach Wien kam, hatte ich nur zwei Dinge bei mir: einen vollgestopften Koffer und dieses Möbel."

Foto: Nathan Murrell

"Als Kurator für zeitgenössische Kunst fasziniert mich immer wieder, dass durch die künstlerische Transformation ein noch so banaler Gegenstand etwas sehr Tiefes bekommen kann. So ähnlich verhält es sich auch mit diesem Sessel aus den 70er-Jahren, der wahrscheinlich für alle anderen unheimlich fad wirkt.

Als ich vor circa 20 Jahren von Südtirol nach Wien kam, hatte ich nur zwei Dinge bei mir: einen vollgestopften Koffer und dieses Möbel, das mich bis heute an den Ort und das Heimathaus erinnert, in dem ich meine Kindheit und Jugend erlebte.

Der Sessel ist mittlerweile nicht mehr so gut beisammen, aber das stört mich nicht. Wenn man genau hinschaut, sieht man auch noch Kratzspuren von den Krallen einer Katze, und zwar jener Katze, die bei uns wohnte, als ich noch ein Kind war und die später von einem Auto überfahren wurde. Man wollte mir den Sessel auch schon abkaufen, aber wie könnte man seine Erinnerungen verkaufen?" (Michael Hausenblas, RONDO, 15.9.2020)