Half sich mit einem Zollstock: Bauträger Hans Jörg Ulreich.

Foto: Newald

Wien – Er sei müde, immer wieder die gleichen Dinge zu predigen, sagte Hans Jörg Ulreich, Geschäftsführer von Ulreich Bauträger, als er seinen Platz hinter dem Rednerpult einnahm. "Was lehrt man schon seit 40 Jahren in der Raumordnung? Innen- vor Außenentwicklung." Dafür gebe es in Wien ausgezeichnete Konzepte, die allerdings nicht umgesetzt werden.

Der Bauträgersprecher des WKO-Fachverbands Immobilien sprach sich deshalb für mehr Sanierungen aus, und zwar im Zusammenhang mit Dachausbauten. So könnte mehr Platz geschaffen werden, ohne weitere Flächen zu verbauen, man könnte gleichzeitig Energiebilanzen von SubStandardhäusern begradigen und so Nachverdichtung leben, statt sie nur zu predigen. Potenzial sei nämlich genug da, widersprach Ulreich dem Schweizer Architekten Hofer (siehe Artikel).

Teure Infrastruktur

Man mache es aber nicht, sagte er weiter, "weil die Bebauung der grünen Wiese einfacher und vermeintlich billiger ist". Dass für eine neugebaute Siedlung wie die Seestadt Aspern aber ein ganzes Netzwerk an Infrastruktur aufgebaut werden müsse, das sehe man erst am Ende.

Anhand eines Zollstocks illustrierte Ulreich ein ärgerliches Problem für Dachausbauten in Wien – den Unterschied zwischen Gebäudehöhe (Schnittpunkt Fassade und Dach) und Firsthöhe (höchster Punkt). Erstere ist relevant für die Belichtung der Anrainer – die Firsthöhe nicht. Durch den Zwang zum Leichtbau und immer höherer Dämmstärken geht sich mit der häufig vorgegeben Firsthöhe von 4,5 Meter keine zweite Ebene im Dachgeschoß mehr aus. Mittels einer Ausnahme wurde bisher eine Erhöhung der Firsthöhe gewährt – damit ist aber Schluss.

Und auch vor einem Abbruch von Gründerzeithäusern machte er nicht halt. "Man muss nicht vor jedem dieser Bauten niederknien", sagte er. Und wenn sie doch erhalten bleiben sollten, brauchte es ein neues Mietrecht, um die thermische Sanierung zu garantieren.

Genug geredet, endlich tun

Als er schließlich für seinen Tisch erneut ans Rednerpult trat, um den Vorschlag bezüglich der Frage "Was kann die Politik tun, um den Wohnungsbestand klimafit zu machen?" vorzutragen, sagte er: "Wir haben genug geredet, lassen Sie uns endlich etwas tun", und verschwand wieder auf seinem Platz.

Die Teilnehmer des Symposiums begrüßten den Auftritt anscheinend, Ulreichs Tisch siegte deutlich. So kurz wie der Auftritt seien auch die Gespräche untereinander gewesen: "Die Diskussion an unserem Tisch war ein Satz, dann war alles geklärt." (poll, 3.9.2020)