Wien – Die Wien-Wahl rückt näher, der Wahlkampf nimmt Fahrt auf. Da werden Sujets designt, Verse gereimt und Spitzenkandidatinnen und -kandidaten abgelichtet.

Bei der SPÖ wird ab sofort rund um die Themen Gesundheit, Arbeit, Bildung und Wohnbau Bürgermeister Michael Ludwig in Szene gesetzt. "Unsere Gesundheit in sicheren Händen", "Unsere Arbeit in starken Händen", "Unsere Bildung in kompetenten Händen" und "Unser Wohnbau in sozialen Händen" lauten die vier Slogans, die Landesparteisekretärin und Wahlkampfmanagerin Barbara Novak am Montag präsentierte. Die dazugehörigen Bildmotive zielen allein auf Ludwig ab, der in jeweils passenden Settings – also in einem Krankenhaus, vor einer Werkstätte, in einer Schule und vor einer Baustelle – abgelichtet wurde.

Ludwig habe in der Corona-Krise eine "sehr ruhige, sachliche und geschickte Politik" an den Tag gelegt, um die negativen Folgen der Pandemie für die Betroffenen abzumildern, sagte Novak. Das Virus hat freilich auch Auswirkungen auf den Wahlkampf selbst. So verzichten die Sozialdemokraten dieses Mal auf Großevents. Statt eines pompösen Auftakts erfolgt der offizielle Startschuss für das Laufen um Stimmen nur in kleinem Rahmen – und zwar am morgigen Dienstagmittag in der kürzlich neu eröffneten "Libelle" im Museumsquartier. Den Wahlkampf selbst will die SPÖ fair gestalten. Novak appellierte dabei an die politische Konkurrenz, ebenfalls auf gegenseitige Demütigungen und Untergriffe zu verzichten.

FPÖ bleibt Ausländerthema treu

Die Wiener FPÖ präsentierte ihre Plakate als Erste und bleibt sich treu: Kopftücher sieht man da genauso wie türkische Flaggen, inhaltlich bleibt der Fokus auf dem Ausländerthema. Bei den Grünen überraschte, dass Gesundheitsminister Rudolf Anschober auf den Plakaten zu sehen ist – Vizekanzler Werner Kogler übrigens nicht.

Die Pinken zeigen den Spitzenkandidaten Christoph Wiederkehr, der in der Wiener Bevölkerung noch um Bekanntheit ringt, dazu die Parteivorsitzende Beate Meinl-Reisinger. Die ÖVP wiederum setzt voll und ganz auf ihren Spitzenkandidaten Gernot Blümel, der bildfüllend auf jedem Sujet zu sehen ist. (red, APA, 7.9.2020)

Die SPÖ setzt ganz und gar auf ihren Spitzenkandidaten Bürgermeister Michael Ludwig. Er ziert sämtliche Plakatsujets, bei der Präsentation ebendieser sagte Landtagsabgeordnete Barbara Novak: "In den letzten Monaten hat unser Spitzenkandidat unter Beweis gestellt, dass er Wien besonnen und mit ruhiger Hand durch die Corona-Krise führt."

Aktuell ist die SPÖ mit 44 Mandaten im 100-köpfigen Gemeinderat vertreten. 39,6 Prozent konnten die Roten bei der Wahl 2015 – damals noch unter der Führung von Michael Häupl – erreichen.

Foto: SPÖ Wien

Die FPÖ setzt auf Altbewährtes. Und weil sich "Daham" immer noch auf "Islam" reimt, setzt man im – wie es Kampagnenleiter Harald Vilimsky formulierte – "ersten Akt" der freiheitlichen Wahlkampagne auf zwei Sujets. "SPÖ, ÖVP und Grüne: radikaler Islam." Spitzenkandidat Nepp wird als "Unser Daham" inszeniert.

"Die Ausgangslage für die FPÖ ist freilich keine einfache", gestand Vilimsky bei der Präsentation der Sujets ein. Allerdings zeichne sich ein "Aufwind" ab, meinte er: Man sei in den Umfragen bei sechs Prozent gestartet und liege nun bei zwölf Prozent. Im Vergleich zum Wahlergebnis 2015 wäre das jedoch ein Absturz. Damals war man auf einen Stimmenanteil von 30,79 Prozent gekommen.

Foto: APA/HERBERT NEUBAUER

Die Grünen mit Spitzenkandidatin Birgit Hebein plakatieren den Gesundheitsminister. Rudolf Anschober ist laut aktuellen Umfragen das beliebteste Regierungsmitglied, die Grünen nutzen den Fahrtwind.

Die Grünen seien die einzige Partei, die sowohl für die Corona- als auch für die Klimakrise Lösungen aufzeigen würden, sagte Hebein bei der Präsentation der Plakate: "Es ist nicht möglich, die eine zu bewältigen, wenn man die andere ignoriert." Anschober sei Teil der Kampagne, um aufzuzeigen, dass sich der in der Pandemie gezeigte Zusammenhalt der Bevölkerung auch in der Politik widerspiegeln müsse. "Die Corona- und die Klimakrise können wir nur gemeinsam schaffen. Das kann weder Wien noch der Bund alleine", erklärte die Wiener Parteichefin.

Foto: APA/HERBERT PFARRHOFER

"Leistung für Wien", "Wirtschaften für Wien" und "Sicherheit für Wien" steht auf den Plakaten der ÖVP. Zu sehen ist niemand sonst als der derzeitige Finanzminister Gernot Blümel, und zwar bildfüllend.

Eine Mitte-rechts-Politik mit Anstand wolle man machen, hieß es bei der Präsentation. Angesprochen wurden klassisch rechte Themen, etwa Integration. Da habe die Stadt versagt, hieß es. Einmal mehr wurde betont, dass keine Migranten nach Wien geholt werden sollen.

Foto: ÖVP Wien

Die Neos zeigen ihren Spitzenkandidaten Christoph Wiederkehr, der in der Wiener Bevölkerung noch um Bekanntheit ringt, dazu die weitaus bekanntere Parteivorsitzende Beate Meinl-Reisinger. Thematisch geht es um ein "weltoffenes Wien", um Gendergerechtigkeit und Bildung.

Immer dabei: der Leitspruch "Weil's nicht wurscht ist". Die Neos hofften zuletzt, dass die SPÖ sie zu Regierungsverhandlungen einladen werde, eine Koalition mit THC, ÖVP und FPÖ schloss die Partei aus.

Foto: APA/HANS PUNZ