Die heimischen Privatquartiere verzeichneten in diesem Sommer unter allen Unterkunftsarten die geringsten Ausfälle, wie nun mehrere Untersuchungen zeigen. Die Statistik Austria weist für Juli in der Hotellerie einen Nächtigungsrückgang von minus 22,9 Prozent aus. Der Rückgang in Privatquartieren wie Frühstückspensionen, Bauernhöfen oder Privatzimmervermietungen fiel dagegen mit einem Minus von nur 8,9 Prozent deutlich geringer aus. Steirische und burgenländische Privatquartiere freuen sich sogar über ein Plus im Vergleich zum Vorjahr. Die Plattform ferienpensionen.info, die knapp 6.000 österreichische Pensionen im Suchverzeichnis hat, untersucht überdies das Suchverhalten seiner 63.000 User seit Anfang Juni 2020.

Die Suchanfragen nach Privatunterkünften mit Pool haben sich im Vergleich zum Vorjahr verdreifacht.
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Das Ergebnis: Die Nachfrage nach Unterkünften mit Pools stieg um 318 Prozent, die nach Ferienpensionen bei Weingütern um 291 Prozent. Die Seeregionen mit dem größten Nachfrageanstieg waren der Traunsee (plus 193 Prozent), der steirische Stubenbergsee (plus 183 Prozent), der Neusiedler See (plus 176 Prozent) sowie der Kärntner Weissensee (plus 174 Prozent).

Am stärksten konnten Privatunterkünfte in der Steiermark von der aktuellen Situation profitieren. Lagen am Weinberg waren sehr gefragt.
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Profitieren konnten die Privatunterkünfte von der hohen Nachfrage durch inländische Gäste. Diese steigerte sich um 23,3 Prozent. Im Gegenzug sanken die Nächtigungen durch ausländische Gäste um (nur) 21,9 Prozent. Erwin Oberascher, Betreiber der Plattform Ferienpensionen, hat Erklärungen für diese Entwicklung: "Frühstückspensionen sind kleine, zumeist familiär geführte Betriebe ohne externes Personal. Urlauber empfinden Häuser mit weniger Zimmern und Gästen Corona-bedingt als angenehmer." Zudem würden Privatquartiere zumeist bloß als Nebenerwerb geführt, deshalb konnten sie bei der Öffnungen Ende Mai flexibler agieren. Viele Hotels hingegen konnten wegen ihrer Kosten- und Personalstruktur nicht sofort aufsperren. Zudem befänden sich 85 Prozent der Pensionen in ländlicher Umgebung, nur 15 Prozent sind im städtischen Umfeld zu finden. Insofern leidet dieses Segment weniger als die Hotellerie am enormen Einbruch des Städtetourismus.

Auch die Seenregionen profitierten – am meisten war der Traunsee gesucht (plus 193 Prozent im Vergleich zum Vorjahr).
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Die vorläufigen Übernachtungsergebnisse in Österreichs Privatquartieren für Juli 2020 im Vergleich zum Juli 2019 laut Statistik Austria:

  • Ganz Österreich: 673.800 Nächtigungen, minus 8,9 Prozent (Hotellerie: minus 22,9 Prozent)
  • Durch inländische Gäste: 262.100 Nächtigungen, plus 23,3 Prozent (Hotellerie: plus 15,1 Prozent)
  • Durch ausländische Gäste: 411.700 Nächtigungen, minus 21,9 Prozent (Hotellerie: minus 36,7 Prozent)
  • Steiermark: 111.422 Nächtigungen, plus 9,4 Prozent (Hotellerie: minus 0,9 Prozent)
  • Burgenland: 35.429 Nächtigungen, plus 2,7 Prozent (Hotellerie: plus 4,6 Prozent)
  • Vorarlberg: 27.180 Nächtigungen, minus 0,1 Prozent (Hotellerie: minus 11,7 Prozent)
  • Kärnten: 79.235 Nächtigungen, minus 1,3 Prozent (Hotellerie: minus 1,4 Prozent)
  • Niederösterreich: 60.939 Nächtigungen, minus 7,5 Prozent (Hotellerie: minus 26,9 Prozent)
  • Salzburg: 125.768 Nächtigungen, minus 11,0 Prozent (Hotellerie: minus 21,2 Prozent)
  • Tirol: 170.263 Nächtigungen, minus 16,0 Prozent (Hotellerie: minus 20,2 Prozent)
  • Oberösterreich: 57.288 Nächtigungen, minus 17,0 Prozent (Hotellerie: minus 16,7 Prozent)
  • Wien: 4.188 Nächtigungen, minus 75,1 Prozent (Hotellerie: minus 73,8 Prozent)

Auch die Aufenthaltsdauer in Privatpensionen hat sich im Corona-Sommer leicht erhöht – von 3,95 auf 4,07 Nächte. In der Hotellerie betrug sie dagegen durchschnittlich nur 3,29 Nächte. (red, 4.9.2020)