Versiegelte Böden – etwa in Form von Parkplätzen – heizen im Sommer ihre Umgebung auf.

Foto: Christian Lendl

Österreich liegt im Spitzenfeld. Allerdings in einer wenig rühmlichen Disziplin: nämlich wenn es um den täglichen Verbrauch von Boden geht. 13 Hektar werden Tag für Tag verbraucht, beispielsweise durch den Bau von Straßen oder Gebäuden. Das muss sich dringend ändern, fordern Experten seit langem. Auch im türkis-grünen Regierungsprogramm wurden diesbezüglich große Ankündigungen gemacht.

Der WWF will nun Taten sehen: Die NGO startet eine Petition unter dem Motto "Natur statt Beton" gegen den "Flächenfraß" und fordert einen Bodenschutzvertrag, den die Bundesregierung mit Ländern und Gemeinden vereinbart, um den Bodenverbrauch auf maximal einen Hektar pro Tag zu reduzieren. Das wäre ein gigantischer Schritt, das Ziel der Regierung sind aktuell 2,5 Hektar pro Tag.

Die Forderung untermauert der WWF mit einer Umfrage, die das Market-Institut im Auftrag des WWF Österreich durchgeführt hat. Demnach verlangen 86 Prozent der knapp 1.000 Befragten strengere Gesetze und Maßnahmen gegen die Verbauung der Landschaft und den Flächenverbrauch. 87 Prozent sind dafür, dass bei der Genehmigung von Infrastrukturprojekten strenger auf die Natur geachtet wird. 76 Prozent kritisieren, dass die Politik zu wenig gegen den Flächenverbrauch tut. 73 Prozent orten deutlich zu viel Neuverbauung in der unmittelbaren Wohnumgebung. Und mehr als die Hälfte (59 Prozent) sieht Erholungsgebiete im eigenen Bundesland vom Flächenfraß bedroht.

Artensterben und Klimakrise

Der exorbitante Flächenverbrauch befeuert sowohl das Artensterben als auch die Klimakrise, zusätzlich leiden die Gesundheit der Bevölkerung und die Ernährungssicherheit, warnt der WWF in einer Aussendung. Es brauche eine Reform der Raumordnung und des Steuersystems – mit dem Ziel, Flächen zu sparen und somit die wichtigen biologischen Funktionen gesunder Böden zu erhalten.

Die Bundesregierung, die im Regierungsprogramm eine "österreichweite Bodenschutzstrategie für sparsamen Flächenverbrauch" angekündigt hat, müsse dafür strukturell wirksame Maßnahmen liefern. "Das ist gerade jetzt wichtig, denn der Neustart nach der Corona-Krise darf nicht zur rücksichtslosen Verbauung Österreichs missbraucht werden", heißt es in der Aussendung.

Eindämmung der Parkplätze

Was die Sache aber erschwert: Raumordnung ist in Österreich Ländersache, der Bund hat da nicht viel mitzureden. In manchem Bundesland tut sich allerdings immerhin etwas: In Niederösterreich dürfte im Oktober eine Novelle des Raumordnungsgesetzes beschlossen werden, mit der der Bodenverbrauch eingedämmt werden soll – etwa indem Parkplätze bei neuen Handelsflächen künftig stark reduziert werden. Damit soll Bodenversiegelung durch überdimensionierte Parkplätze gestoppt werden.

Konkret bedeutet das: Bei einer Verkaufsfläche von mehr als 750 Quadratmetern dürfen nur mehr die gesetzlich vorgeschriebenen Pflichtstellplätze ebenerdig im Freien errichtet werden, bei kleineren Nahversorgern die eineinhalbfache Anzahl der Pflichtstellplätze. Sind mehr Parkplätze gewünscht, so müssen diese im Gebäude (zum Beispiel unterirdisch oder auf dem Dach) errichtet werden oder mit einer Photovoltaik-Anlage überdacht werden. (red, APA, 4.9.2020)