In der Zweiten Republik wurde der Opernball bereits ein mal abgesagt.

Foto: www.corn.at Heribert CORN

Natürlich kann man den Opernball absagen. Ist in der Zweiten Republik auch schon passiert. 1991 beschloss Bundeskanzler Vranitzky, wegen des Zweiten Golfkriegs (der Irak überfällt Kuwait und wird von einer Koalition unter den USA zum Rückzug gezwungen; Saddam Hussein: "Mutter aller Schlachten") den Ball ausfallen zu lassen.

Insofern hat der neue Operndirektor Bogdan Roščić einen geschickten Sidestep gemacht, indem er in der "ZiB 2" sagte, er als Direktor könne den Ball nicht absagen, der stehe im Gesetz. Aber die Politik könne das schon ...

Nun gehört der Opernball zu den Dingen, von denen man manchmal denkt, man könnte echt weiterleben ohne sie (wie zum Beispiel die ORF-Sommergespräche oder den Eurovision Song Contest oder vollkommen jenseitige Regierungspressekonferenzen); aber andererseits gibt’s ja doch Gründe, warum sie stattfinden.

Es ist allerdings schwer eine Form denkbar, wie man eine "Mutter aller Virenschleudern" wie den Opernball (oder alle Bälle) in dieser Saison abhalten kann. Operndirektor Roščić ist das wahrscheinlich nicht unrecht. Er ist/war ein scharfer Kritiker gesellschaftlich-kultureller Phänomene und dürfte unter Phobia gravis lugnerensis leiden.

Wenn es dann aber wieder geht, vielleicht in der nächsten Saison, könnte sich der Direktor ja überlegen, wie man den Opernball wieder zu einem wirklich eleganten Wiener Ereignis macht. (Hans Rauscher, 3.9.2020)