Netflix-User verbringen angeblich mehr Zeit damit, eine gute Serie zu finden, als diese dann anzusehen. Da ist schon was dran – vor allem, wenn man abseits des Blockbuster-Mainstreams sucht. Wochenlang ignoriert man die Vorschläge des Anbieter-Algorithmus – doch irgendwann gibt man nach. In Gottes Namen, schauen wir uns halt diese polnische Serie an: Im Sumpf. Es geht um Mord, Macht, Vertuschung, Einschüchterung – und um Aufbegehren.

Schon mit Wataha, der Menschenschmuggler-Story an der ukrainischen Grenze, konnte eine polnische Serienproduktion überzeugen. Mit dem Sumpf-Krimi ist es nicht anders: Rojst, so der Originaltitel, ist auf erfrischende Weise düster, Einblick in das Innere des kommunistischen Alltags anno 1984, dabei aber sehr unpolitisch. Die Polizei schützt die Nomenklatura, zwei Journalisten wollen sich nicht damit abfinden, die Wahrheit nicht schreiben zu dürfen.

Navi

Chapeau

Schauspiel, Regie, Drehbuch, Tempo, Ausstattung – passt. Offene Enden bleiben offen, wie im echten Leben. Eine moderne, durchdachte Produktion, wie man sie aus Großbritannien oder Skandinavien erwarten würde. Chapeau.

Und schon empfiehlt der Algorithmus eine weitere polnische Produktion: Das Grab im Wald, die Adaptierung eines Thrillers von US-Autor Harlan Coben, Serienjunkies von Safe und Ich schweige für dich bekannt.

FILM TUBE

Auch hier: solides Filmhandwerk und ein spannender Plot, der zwischen den 1990er-Jahren und der Gegenwart oszilliert; glaubwürdig in Polen angesiedelt, ohne den peinlichen Versuch zu unternehmen, es wie die USA aussehen zu lassen. Krakau darf nicht Chicago werden – und das ist gut so. (Gianluca Wallisch, 7.9.2020)