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Gasly erstmals auf einem Formel-1-Podest und gleich ganz oben.

Foto: REUTERS/Jennifer Lorenzini

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Gasly (re) hielt Sainz in Schach und feierte seinen Premierensieg in der Formel 1.

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Monza – Der Franzose Pierre Gasly im AlphaTauri hat den Großen Preis von Italien in Monza gewonnen und damit für einen durchaus historischen Tag in der Formel 1 gesorgt. 146 Rennsiege in Folge gingen zuvor entweder an Mercedes, Ferrari oder Red Bull, nach siebeneinhalb Jahren beendete Gasly nun diese Serie der großen Drei.

Zwölf Jahre nach Sebastian Vettel hat Gasly den zweiten Sieg für das Zweitteam von Red Bull eingefahren. Angeführt vom 24-jährigen AlphaTauri-Piloten aus Frankreich stand beim Grand Prix von Italien in Monza ein Sensationstrio auf dem Podium: McLaren-Mann Carlos Sainz jr. als Zweiter und Lance Stroll im Racing Point bejubelten wie Gasly den unerwarteten Ausgang.

"Verrücktes Rennen"

Der chaotische Rennverlauf resultierte im ersten Stockerl in der Königsklasse ohne Mercedes, Ferrari und Red Bull seit Australien 2013. "Es ist unglaublich. Ich weiß nicht ganz, was da heute passiert ist. Es war ein verrücktes Rennen", sagte Gasly. Der erste französische Sieger seit Olivier Panis 1996 in Monaco räumte ein: "Natürlich haben wir von der Roten Flagge profitiert."

Totalschaden für Ferrari

Dafür hatte ein schlimmer Crash des unverletzt gebliebenen Ferrari-Piloten Charles Leclerc in der Parabolica gesorgt. Die Folgen der 21-minütigen Unterbrechung wirbelten das Klassement durcheinander. Die Scuderia erlitt im Heimrennen, dem 999. Grand Prix für den Rennstall, Totalschaden: Auch Vettel schied aus.

Probleme für Hamilton, Bottas und Verstappen

WM-Leader Lewis Hamilton konnte nach einer Zehnsekunden-Strafe im ungünstigsten Moment nicht um den Sieg mitreden. Dabei war Hamilton, der zum 94. Mal aus der Pole Position gestartet war, wie gewohnt weggedonnert, im Gegensatz zum Quali-Zweiten Valtteri Bottas, der in der ersten Runde bis auf Rang sechs durchgereicht wurde. Sainz und sein Teamkollege Lando Norris waren damit auf Podestkurs, anders als Red-Bull-Star Max Verstappen, der nicht vom Fleck kam, nur noch Achter war und später ausschied.

Vettel: "I mog nimma"

Bei Vettel, der als Quali-17. ohnehin in einer aussichtslosen Lage steckte, explodierte schon nach wenigen Runden die Bremsleitung. Der letzte Monza-Auftritt des Deutschen im Ferrari war früh vorbei, zynisch meinte er im Fernseh-Interview: "Am Dienstag bin ich im Simulator, das Auto hält wenigstens." Im ORF legte er in perfektem Österreicher-Dialekt nach: "I mog nimma."

Folgenschwerer Fehler bei Mercedes

In der 21. von 53 Runden wurde die Geschichte dieses ungewöhnlichen Rennens neu geschrieben. Nach einem Defekt beim Haas von Kevin Magnussen musste das Safety Car auf die Strecke geschickt werden. Hamilton, der zuvor einen komfortablen Vorsprung herausgefahren hatte, kam als einziger der Topgruppe zum Reifenwechsel in die Box. Ein fataler Irrtum: Denn die Rennleitung hatte zu diesem Zeitpunkt die Boxengasse geschlossen.

Leclerc-Abflug in der Parabolica

Kaum war wieder Normalbetrieb, da folgte die große Schrecksekunde: Leclerc verlor in der Parabolica die Kontrolle über seinen SF1000, der völlig demoliert im Reifenstapel landete. Der Vorjahressieger aus Monaco konnte selbst aus seinem Auto steigen, er ist wohlauf. Die Rennunterbrechung war unabwendbar.

Hamilton am Ende

Während dieser Pause wurde Hamiltons Stop-and-Go-Strafe (10 Sekunden) amtlich, wodurch er später bis ans Ende des zusammengeschobenen Feldes durchgereicht wurde. Der anvisierte sechste Saisonsieg im achten Rennen war außer Reichweite, die Auswirkungen auf das WM-Klassement sind dennoch überschaubar: Durch den Nuller von Verstappen hat Bottas den Niederländer als ersten Verfolger abgelöst, Hamilton führt mit 47 Punkten weiter komfortabel.

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Ein noch nie dagewesenes Podest.
Foto: Reuters/ JENNIFER LORENZINI

Punktlandung für Gasly

Autos, die normalerweise hinterherfahren, bildeten im Finish die Spitze. Der frühere Red-Bull-Fahrer Gasly führte erstmals ein F1-Pulk an – und gab diese Position trotz allen Bemühens von Verfolger Sainz (+0,415 Sek.) nicht mehr aus der Hand. Der Spanier Sainz war als Zweiter so gut wie nie, haderte aber den Sieg vor Augen im ersten Augenblick: "Nur noch eine Runde. Nur noch eine Runde, dann hätte ich ihn erwischt." (APA, sid, red, 6.9.2020)

Endstand des Formel-1-Grand-Prix von Italien am Sonntag in Monza
(Rennlänge : 53 Runden zu je 5,793 km = 306,720 km)

1. Pierre Gasly (FRA) AlphaTauri 01:47:06,056 Durchschnittsgeschw.: 171,993 km/h
2. Carlos Sainz jr. (ESP) McLaren +00,415
3. Lance Stroll (CAN) Racing Point +03,358
4. Lando Norris (GBR) McLaren +06,000
5. Valtteri Bottas (FIN) Mercedes +07,108
6. Daniel Ricciardo (AUS) Renault +08,391
7. Lewis Hamilton (GBR) Mercedes +17,245
8. Esteban Ocon (FRA) Renault +18,691
9. Daniil Kwjat (RUS) AlphaTauri +22,208
10. Sergio Perez (MEX) Racing Point +23,224
11. Nicholas Latifi (CAN) Williams +32,876
12. Romain Grosjean (FRA) Haas +35,164
13. Kimi Räikkönen (FIN) Alfa Romeo +36,312
14. George Russell (GBR) Williams +36,593
15. Alexander Albon (THA) Red Bull +37,533
16. Antonio Giovinazzi (ITA) Alfa Romeo +55,199

Ausgeschieden: Sebastian Vettel (GER) Ferrari, Charles Leclerc (MON) Ferrari, Max Verstappen (NED) Red Bull, Kevin Magnussen (DEN) Haas

Schnellste Runde: Lewis Hamilton (GBR) Mercedes in der 34. Runde in 1:22,746 (Schnitt: 252,030 km/h

WM-Stand (nach 8 von 17 Rennen):

1. Lewis Hamilton (GBR) Mercedes 164
2. Valtteri Bottas (FIN) Mercedes 117
3. Max Verstappen (NED) Red Bull 110
4. Lance Stroll (CAN) Racing Point 57
5. Lando Norris (GBR) McLaren 57
6. Alexander Albon (THA) Red Bull 48
7. Charles Leclerc (MON) Ferrari 45
8. Pierre Gasly (FRA) AlphaTauri 43
9. Carlos Sainz jr. (ESP) McLaren 41
10. Daniel Ricciardo (AUS) Renault 41
11. Sergio Perez (MEX) Racing Point 34
12. Esteban Ocon (FRA) Renault 30
13. Sebastian Vettel (GER) Ferrari 16
14. Nico Hülkenberg (GER) Racing Point 6
15. Daniil Kwjat (RUS) AlphaTauri 4
16. Antonio Giovinazzi (ITA) Alfa Romeo 2
17. Kevin Magnussen (DEN) Haas 1

Stand Konstrukteurs-WM (nach 8 von 17 Rennen):

1. Mercedes 281
2. Red Bull 158
3. McLaren 98
4. Racing Point 82
5. Renault 71
6. Ferrari 61
7. AlphaTauri 47
8. Alfa Romeo 2
9. Haas 1

Anm.: Racing Point wurden wegen eines Regelverstoßes in der Konstrukteurswertung 15 Punkte abgezogen.