In Fitnessstudios wurden schon vorher Flächen desinfiziert, nun geschieht das noch gründlicher.

Foto: istockphoto

Bewegung ist gesund, auch in Zeiten von Corona. Mit den niedriger werdenden Temperaturen wird sich Sport für viele Menschen vom Freien nach drinnen verlegen – ins eigene Wohnzimmer vielleicht, wo schon während des Lockdowns zu Onlinevideos gesportelt wurde. Viele werden bei Nebel und Graupelregen aber auch wieder öfter ins Fitnessstudio gehen.

In geschlossenen Räumen kommt man den Mitmenschen allerdings näher, als einem in Zeiten einer Pandemie vielleicht lieb ist. Besonders riskant kann das beim Trainieren sein, weil – nach derzeitigem Wissensstand – die Übertragung durch Aerosole, also Tröpfchen in der Luft, bei Covid-19 eine entscheidende Rolle spielt. Wenn man beim Sport ins Schnaufen kommt, steigt das Atemvolumen – und damit im schlimmsten Fall auch die Viruslast in der Luft, bis sie eine Konzentration erreicht, die zur Ansteckung von Menschen im Umkreis führen kann.

Tiefer atmen

Und weil beim Sport tiefer eingeatmet wird, können die Viren auch tiefer in die Lunge eindringen. Davor warnt der deutsche Sportmediziner Wilhelm Bloch von der Deutschen Sporthochschule Köln eindringlich: "Das macht einen Unterschied für das spätere Krankheitsgeschehen."

Bloch äußerte sich schon im Frühjahr, als in Deutschland die ersten Fitnessstudios nach dem Lockdown wieder öffneten, kritisch dazu, weil in seinen Augen das Ansteckungsrisiko zu groß war. An seiner Einschätzung hat sich seither nichts geändert. Er betont aber auch, dass uns das Virus wohl noch länger begleiten wird – und eben auch der Besuch im Fitnessstudio für viele Menschen zu einem geregelten Alltagsleben dazugehört.

Nach der Lüftung fragen

Daher brauche es in Fitnessstudios gewisse Vorsichtsmaßnahmen. Bloch appelliert auch an Besucherinnen und Besucher der Muckibuden, sich nach diesen zu erkundigen. "Die erste Frage sollte immer sein: Wie funktioniert die Lüftungsanlage?", sagt Bloch. "Und diese Lüftungsanlage würde ich mir dann auch zeigen lassen."

Wichtig sei nämlich, dass es sich um Anlagen handelt, die mit Frischluft versorgt werden und bei denen nicht Abluft wiederverwendet wird, was sie zu einer "Virusschleuder" mache, so der Sportmediziner. Die Anlagen müssten im kommenden Winter auf Hochtouren laufen, notfalls müssten auch die Fenster geöffnet werden. Wer im Winter ins Fitnessstudio geht, muss sich heuer also warm anziehen. "Wohlfühltemperatur sollte es dort keine geben", sagt Bloch. Nachsatz: "Aber auch mit Pullover und langer Sporthose kann man Sport machen."

Nicht nur professionelles Lüften, auch Abstandhalten wird im Herbst entscheidend sein. "Wenn in einem kleinen Raum von 60 Quadratmetern Größe eine Spinning-Einheit für 25 Leute abgehalten wird, ist das zu eng", sagt Bloch. Bei guter Durchlüftung und in einem ausreichend dimensioniertem Raum seien aber auch hochintensive Einheiten möglich.

Zuhause duschen

Bei aller Vorsicht: Das Tragen einer Maske ist beim Sport nicht sinnvoll, schon gar nicht, wenn es sich dabei um eine einfache Stoffmaske handelt. Und Sport mit einer FFP2- oder FFP3-Maske sei dann im intensiveren Belastungsbereich nicht praktikabel, so Bloch. In manchen Fitnessstudios wird aber empfohlen, sich zwischen den Trainingsgeräten eine Maske überzuziehen – eine Maßnahme, der auch der Sportmediziner einiges abgewinnen kann.

In den meisten Fitnessstudios wird nicht erst seit dem Ausbruch der Pandemie Wert auf Flächendesinfektion gelegt. Dafür wurden in den meisten Einrichtungen die Desinfektionsmittelspender aufgestockt und Hygieneregeln an die Wand gepinnt. Geräte und Hände sollen nun häufig desinfiziert werden. Wichtig ist jedenfalls, beim Training tunlichst zu vermeiden, sich mit den Händen ins Gesicht zu greifen.

Bloch rät auch dazu, die Umkleiden und Duschen nach Möglichkeit zu meiden und, wenn möglich, bereits umgezogen ins Fitnesscenter zu kommen bzw. sich im Anschluss erst zu Hause zu duschen. Und: "Wenn man bemerkt, dass es zu eng ist, lieber wieder gehen."

Wem das zu viele Regeln sind: Mit der richtigen Kleidung ist Sport im Freien zu jeder Jahreszeit möglich. Dabei wird einem zwar unter Umständen sehr kalt. Dafür ist das Ansteckungsrisiko aber sehr gering. (Franziska Zoidl, 12.9.2020)