Der starke Euro verteuert Exporte europäischer Unternehmen. Das verlangsamt die Erholung der Wirtschaft.

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Die konjunkturelle Stimmung wird besser – von einer wirklichen Erholung kann aber noch nicht gesprochen werden. Vor allem der Mittelstand kämpft mit der aktuellen Unsicherheit. Das zeigt das Barometer für das mittelständische Geschäftsklima. Das legte im August zwar den vierten Monat in Folge zu, verliert aber an Schwung. Das Barometer stieg nur noch um 2,8 Zähler auf minus 9,7 Punkte, wie die staatliche deutsche Förderbank KfW am Montag mitteilte.

"Nachdem das Geschäftsklima ab Mai nach der Lockerung der Corona-Beschränkungen zunächst mit Rekordsprüngen in die Höhe geschossen war, nimmt das Tempo der Stimmungsverbesserung nun deutlich ab", sagte KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib. "Der leichte Teil der Erholung ist vorbei." Besonders die exportabhängige Industrie müsse sich auf zunehmenden Gegenwind einstellen.

Große sind optimistischer

In den deutschen Großunternehmen legte die Stimmung hingegen deutlicher zu: Dieses Geschäftsklimabarometer stieg im August um 8,4 Zähler und erreicht mit minus 8,5 Punkten praktisch wieder das Vorkrisenniveau. "Ursächlich dafür ist allerdings ausschließlich die Zuversicht der Großunternehmen, dass sich die kommenden Geschäfte wieder besser entwickeln werden", heißt es vonseiten des KfW. Die aktuelle Geschäftslage bleibe noch immer tief im Keller.

Auch im Euroraum belebt sich die Wirtschaft nach dem Corona-Schock wieder. Das Investment-Beratungsunternehmen Sentix meldete am Montag den fünften Anstieg ihres Konjunkturbarometers in Folge: Es legte im September um 5,4 Punkte zu, liegt aber mit minus 8,0 Zähler nach wie vor im negativen Bereich.

Während die Erwartungswerte eher stabil blieben, kletterten die Lagewerte spürbar nach oben. "Die Rezession ist aber noch nicht überwunden. In Deutschland sieht es ähnlich aus wie in Euroland", sagte Sentix-Experte Manfred Hübner zu den Ergebnissen der Umfrage unter 1071 Anlegern.

Der Wert für den Währungsraum stieg auf den höchsten Stand seit Februar und damit vor der Corona-Krise. Nach wie vor glaubten Investoren, dass nur drei Viertel des wirtschaftlichen Einbruchs durch den Stillstand im März binnen eines Jahres aufgeholt werde, sagte Hübner. "Ein zweiter Lockdown oder Ähnliches ist dabei gar nicht eingepreist."

Euro-Sorgen

Die Konjunktur und der Euro werden in der ersten EZB-Sitzung nach der Sommerpause ebenfalls bestimmendes Thema sein. Kopfschmerzen dürfte der EZB auch der jüngste Anstieg des Euro bereiten. Gegenüber dem Dollar hat die Gemeinschaftswährung seit Mitte Mai rund zehn Prozent zugelegt. Damit werden Produkte aus der Eurozone auf dem Weltmarkt tendenziell teurer, was ihre Wettbewerbsfähigkeit schmälert und die Erholung belastet. (Reuters, bpf, 7.9.2020)