Formulieren wir es vorsichtig: Gernot Blümel ist kein Superheuler als Spitzenkandidat der Wiener ÖVP. Jeder weiß, dass der Finanzminister nicht in den Gemeinderat wechseln wird, und persönlich wirkt er, als ob er auch nicht genau wüsste, was er da jetzt eigentlich macht.

Da heißt es, anderweitig Lärm schlagen. Mit Getöse verkündet Blümel, dass künftig in Wien die Vergabe von Gemeindewohnungen an eine Deutschprüfung gebunden werden soll. Das hat seinerzeit schon der FPÖ-Mann Johann Gudenus gefordert.

Gernot Blümel ist kein Superheuler als Spitzenkandidat der Wiener ÖVP.
Foto: APA/HERBERT PFARRHOFER

Das ist nur ein bisserl verfassungs- und EU-rechtswidrig, aber wurscht. Die türkise ÖVP – und ganz besonders die in Wien – will ganz offensichtlich den fremdenfeindlichen Kern der FPÖ beerben. Die Strategie geht ja auch einigermaßen auf, wenn auch eher wegen der Selbstsprengungsaktionen der FPÖ und ihres Ex-Führers Heinz-Christian Strache.

Was die Gemeindebauten betrifft, so hat hier natürlich ein gesellschaftlicher Wandel stattgefunden. Die "Blume aus dem Gemeindebau", die Wolfgang Ambros einst besungen hat, heißt inzwischen öfter auch Jasna oder Ayse. Aber so ist das in einer Metropole, die nur durch Zuwanderung wächst (und nicht überaltert). Dem trägt der "Wien-Bonus" Rechnung, wonach die Anwartschaft auf eine Gemeindewohnung an längeren Wohnsitz gebunden ist. Fragt sich nur, was bürgerliche Wähler von Blümels Anschmeißaktion an die übelsten Aspekte der FPÖ halten. (Hans Rauscher, 7.9.2020)