Der österreichische Migrationsforscher Gerald Knaus gerät ins Visier einer regierungsnahen ungarischen Zeitung.

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Budapest – Die regierungsnahe ungarische Zeitung "Magyar Nemzet" hat eine Medienkampagne gegen den österreichischen Migrationsforscher Gerald Knaus gestartet. Mit einer Artikelserie will die Tageszeitung nach eigenen Angaben den international renommierten Experten und Leiter der Europäischen Stabilitätsinitiative (ESI), als "Lobbyisten" des ungarischstämmigen US-Milliardärs Georg Soros "enttarnen".

Knaus sei der "Dirigent" des Soros-Netzwerkes, titelte das Blatt am Montag auf der Titelseite und kündigte eine Artikelserie an, in der dargelegt werden solle, dass Knaus und sein Thinktank ESI in den vergangenen Monaten eine neue Kommunikationsoffensive gegen Ungarn geführt habe. Die Zeitung kündigte zudem die Veröffentlichung von Dokumenten an, die belegen sollen, dass Knaus, der als Architekt des EU-Türkei-Flüchtlingsabkommens von 2016 gilt, nicht aus Überzeugung, sondern "ausschließlich aus finanziellen Gründen" mit dem "Soros-Netzwerk" verbunden sei.

Knaus kommentierte die Kampagne am Montag auf Twitter mit den Worten : "Manche in Ungarn sind unglücklich über unsere Arbeit? Warum? Hm..", und verwies auf einen ESI-Bericht, in dem Verstöße gegen die Rechtsstaatlichkeit in Ungarn und Polen kritisiert wurden.

Der 87-jährige George Soros ist ein Feindbild der ungarischen Regierung. Der aus Ungarn stammende Holocaust-Überlebende unterstützt weltweit Zivilorganisationen, die sich für eine offene Gesellschaft einsetzen. Der rechtsnationale ungarische Regierungschef Viktor Orban hat ihn zum "Staatsfeind Nummer 1" erklärt und unterstellt ihm, die Masseneinwanderung von Muslimen nach Europa zu organisieren, um die Völker des Kontinents ihrer "nationalen und konfessionellen Identität" zu berauben. (APA, 8.9.2020)