Die Situation im Handygeschäft wird für Huawei immer prekärer.

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Seit Mai 2019 sieht sich Huawei mit Sanktionen der US-Regierung konfrontiert. Diese hatten nicht nur zur Folge, dass neue Smartphones ohne Google-Services auskommen müssen, sondern haben dem chinesischen Hersteller auch die Herstellerung der Geräte bereits erschwert. Zudem lobbyiert die US-Regierung gegen eine Beteiligung von Huawei am 5G-Netzausbau in diversen Ländern.

Das Smartphone-Problem für Huawei wird sich in Bälde noch einmal deutlich verschärfen. Denn die US-Regierung hat ihr Embargo erweitert und verbietet nun auch ausländischen Firmen, Chips an den Konzern zu liefern, die mit Hilfe von US-Software oder US-Technologie entwickelt oder gefertigt wurden. Die neuen Restriktionen treten am 15. September in Kraft.

Samsung und SK Hynix steigen aus

Eine unmittelbare Folge dessen ist der Verlust weiterer Zulieferer für Huawei, fasst Engadget zusammen. Auch der koreanische Elektronikriese Samsung wird dann keine Chips mehr an den Konzern verkaufen. Auch Speicherhersteller SK Hynix, ebenfalls aus Korea, stellt die Kooperation ein. Das bedeutet, dass Huaweis Auswahl für diverse Komponenten noch einmal dramatisch abnimmt und man sich zunehmend auf Eigenproduktion oder rein chinesische Erzeugnisse verlassen muss, zumal viele andere Hersteller unter das erweiterte Embargo fallen.

Die US-Sanktionen haben auch Spuren hinterlassen. Der Absatz von Huawei-Smartphones hat trotz deren technisch guter Umsetzung deutlich gelitten. Huaweis eigene "App Gallery" konnten sich bislang noch nicht als durchschlagende Alternative zum Google Play-Store etablieren. Und auch die Entwicklung eigener Hardware leidet. Laut Richard Yu, dem Chef des Endkundengeschäfts von Huawei, wird das kommende Mate 40-Smartphone das vorläufig letzte mit einem Highend-Prozessor der eigenen "Kirin"-Serie. Die Weiterentwicklung dürfte wohl durch den Wegfall weiterer Partner massiv erschwert werden.

Die Situation hat dazu geführt, dass Huawei mittlerweile viel stärker auf den chinesischen Chiphersteller SMIC setzt. Doch gegen diesen wird in der US-Regierung ebenfalls ein Embargo überlegt, was dem Aktienkurs des Unternehmens zuletzt deutlich zusetzte.

Produktion soll um drei Viertel reduziert werden

Während sich Huawei nach außen stets kämpferisch gibt, reflektieren die Pläne des Konzerns die bittere Realität. Laut The Elec, das sich auf Insider beruft, will Huawei im kommenden Jahr nur noch 50 Millionen Smartphones produzieren. Es handelt sich also um eine drastische Reduktion um knapp 74 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Schon von 2019 auf 2020 wird die Produktionsmenge merklich sinken, und zwar von 240 auf 190 Millionen Geräte.

Das könnte auch bedeuten, dass Huawei nicht nur so manche Handyserie vorläufig auf Eis legen wird, sondern sich womöglich auch aus verschiedenen Märkten zurückzieht. Dass man mit 50 Millionen Geräten neben dem chinesischen Heimatmarkt auch alle Länder bedienen wird, in denen man derzeit aktiv ist, darf zumindest in Zweifel gezogen werden.

Gute Nachrichten sind das freilich für die Konkurrenz. Samsung, das unter dem wachsenden Druck verschiedener meist chinesischer Hersteller wie Hauwei und Xiaomi merklich gelitten hat, will wieder Marktanteile zurückerobern. Damit könnte man auch die Einnahmen kompensieren, die durch den Wegfall des Chipgeschäfts mit Huawei wegfallen werden. (gpi, 9.9.2020)