Conchita Wurst, hier als ihr Alter Ego Wurst 2019, wird auch heuer wieder die Amadeus Awards moderieren. Donnerstag, 20.15 Uhr, ORF 1.

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Ein guter Teil der heuer nominierten Künstler schaut hier seit Jahren und Jahrzehnten regelmäßig vorbei. Deshalb wird sich auch niemand wundern, dass es 2020 zum 20-jährigen Jubiläum der Amadeus Austrian Music Awards Überraschungen nur im Promillebereich der nach der Preisverleihungsshow üblicherweise abgehaltenen Party für das Fach- und Szenepublikum geben wird. Die Aftershow-Sause fällt heuer allerdings aus bekannten Gründen aus.

Übertragen werden die Amadeus Awards nach Jahren in der Nische eines privaten TV-Senders immerhin wieder, heuer als Vorabaufzeichnung im Hauptabendprogramm von ORF 1. Moderiert wird die Sendung 2020 wieder einmal von Conchita Wurst. Sie wurde zufälligerweise auch heuer wieder einmal traditionell für einen Preis nominiert, dieses Mal als bester Electronic/Dance-Act unter dem Namen ihres Alter Ego Wurst.

Party ohne Ende

Das wollen wir jetzt nicht englisch aussprechen – obwohl es deutsch auch falsch gedeutet werden kann. Jedenfalls handelt es sich bei der regelmäßig wiederkehrenden Wurst möglicherweise um das Wappentier dieser Awards mit international gar keiner und national sehr geringer Bedeutung.

Heuer ebenfalls wieder mit dabei unter den Nominierten etwa DJ Ötzi und Raf Camora. Beide scharren neben Bilderbuch, Seiler und Speer oder Voodoo Jürgens in der Kategorie "Album des Jahres" in den Startlöchern. Ersterer aufgrund fehlenden neuen Materials mit seinen größten Hits unter dem drohenden Motto 20 Jahre DJ Ötzi – Party ohne Ende, Letzterer mit seinem Abschiedsalbum Zenit.

Das hat damit zu tun, dass die Amadeus Austrian Music Awards vom Verband der Österreichischen Musikwirtschaft – IFPI Austria ausgerichtet werden. Und dieser Verband vertritt natürlich die Interessen der Industrie, sprich: Wer das Gold hat, gibt die Befehle. Neben einer zu 50 Prozent geltenden Abstimmung einer ziemlich unübersichtlichen, aber zumindest transparenten Jury aus Musikfachleuten und/oder in diversen Kategorien auch eines Publikums- wie Juryvotings wird die Preiswürdigkeit zu den restlichen 50 Prozent immer auch aus den nationalen Verkäufen aus dem Vorjahr ermittelt. Diesbezüglich ist man also von den Ergebnissen her vor künstlerischen Sensationen weitestgehend gefeit.

Yasmo Mc

Das nimmt den Amadeus Awards allerdings auch entscheidend die Würze und Bedeutung. Früher hat in diesem Zusammenhang zur Not auch die Überreichung einer Goldenen Schallplatte gereicht. Hauptsache, in Österreich geboren oder mit Staatsbürgerschaft. Raf Camora zum Beispiel lebt seit Jahren in Berlin und wurde auch von dort aus erfolgreich.

Frauen sind unter den als preiswürdig erachteten Künstlern traditionell eher dünn gesät. Immerhin hat man heuer in der Kategorie "Bester Alternative-Act" das Quartett My Ugly Clementine aufgeboten oder im Hip-Hop-Bereich Keke, Hunney Pimp oder Yasmo. Da ist noch Luft nach oben.

Die Seer, Die Nockis und Die jungen Zillertaler bereichern neben DJ Ötzi auch 2020 das gewöhnlich vom Livepublikum belächelte Genre "Schlager/Volksmusik". Das führte bereits vor über zehn Jahren zur bitteren Dankesrede des Chefs von den Seern. Der meinte, dass das mit dem Amadeus Award an seine Band schon okay gehen würde. Irgendein professioneller Act müsse ja mit seinen Verkaufszahlen auch die anderen jährlich auftretenden Hobbymusikanten finanzieren. Chapeau!

Lebenswerk im Café Hawelka

Ein einziger Act wird jährlich rein vom Publikum gewählt, der "FM4-Act des Jahres". Heuer erhält die Auszeichnung das Südtiroler Duo Anger für seinen netten Synthiepop. Den Preis für sein Lebenswerk bekam André Heller vorab von Bundespräsident Alexander Van der Bellen überreicht. Die Zeremonie im Wiener Café Hawelka wird Teil der heurigen Sendung sein.

Der Extrapreis für den besten internationalen Act wird wegen Covid-19 nicht verliehen. Aber der Ausländer reist wegen eines Amadeus schon seit 20 Jahren ungern extra nach Wien. Die Übertragung der Amadeus Awards findet am Donnerstag ab 20.15 auf ORF 1 statt. (Christian Schachinger, 10.9.2020)